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Sonntag, 22. Januar 2017

Im Schatten des Gunung Lesung


Ich sitze auf dem Balkon und frühstücke, und schaue hinüber zum Gunung Batukaru. Dessen Gipfel ist auch heute wolkenverhangen. Seit ich in Munduk bin, wandern am frühen Nachmittag dunkelgraue und schwarze Regenwolken auf die fünf Gipfel zu, die meinen Blick in alle Richtungen begrenzen. Der Batukaru ist mit 2276 Metern der höchste Berg der Region, ein vor unendlich langen Zeiten erloschener Vulkan. Noch immer profitierten die Bauern von dem fruchtbaren Boden, den er hinterlassen hat. Die Regenzeit in Munduk unterscheidet sich von den berechenbaren Schauern in Pengosekan. In den Bergen regnet es nicht, es schüttet. Täglich mehrmals hintereinander. Dann treibt Wind die Wolken durchs Tal, und hinauf über die Berge. Plötzlich ist alles in undurchsichtiges Grau gehüllt, ein feiner Nebel aus Milliarden winzigen Wassertröpfchen, ein über die Landschaft gesprühter Dunst. Die Sicht beträgt kaum fünfhundert Meter. Dahinter verschwindet alles in den durchziehenden Wolken.
Gestern habe ich den ganzen Tag vertrödelt. Nachmittags sorgte der Regen dafür, dass ich nichts mehr unternehmen wollte. Zimmerarrest!

Samstag, 21. Januar 2017

Agama Tirtha


Ich genieße die Ruhe und entspannte Gelassenheit in Munduk. Die Atmosphäre bildet einen wohltuenden Kontrast. Die Natur hat sich durchgesetzt, und die Urbanität der letzten Wochen auf die Plätze verwiesen. Die hektischen Wochen im Süden verlieren sich in der Erinnerung. Ich vertrödele den Vormittag. Die Tage, die Stunden und die genaue Uhrzeit sind bedeutungslos geworden. Eine ganze Woche hat es die Regenzeit gut mit mir gemeint: es hat kein einziges Mal geregnet. Noch beim Frühstück sieht es nach dem nächsten trockenen Tag aus. Nun regnet es seit zwei Stunden. Mein Spaziergang, den ich heute morgen geplant habe, fließt gerade den Weg hinunter. Zwei Stunden starker Regen hat die Straße vor Edy’s Homestay in einen schnell abwärts strömenden Bach verwandelt. Alles um mich herum ist in einen grauen Schleier aus Wasser gehüllt. Es gießt in Strömen, es plätschert und platscht, es trommelt auf die Wellblechdächer, das Wasser klatscht auf den Boden und in die Pfützen, es tropft und tröpfelt von den Dächern, von den Blättern, es rauscht leise und schwillt an wie ein zorniges Grollen. Schon geht der nächste Schauer nieder. Über den Himmel ziehen dicke, dunkelgraue Wolkenpakete, die das Licht dimmen. Hinter den Berggipfeln verschwinden sie nach Irgendwo. Niemand ist draußen, und die Geräusche der täglichen Aktivitäten sind im Regen ertrunken. Während ich noch schreibe, fahren die ersten Autos schon wieder hupend den Weg hinunter der eben noch ein Bach war. Es regnet weiter, weniger heftig. Der Regen rauscht wie ein Fluss, der über eine Stromschnelle stürzt, aber die Wassermassen, die die Wolken eben auf die Erde schütteten, mäßigen sich inzwischen. Der Himmel ist noch immer dunkelgrau und die Wolken tragen schwer. Es wird noch weiter regnen. Ich bin in unablässigem Strömen gefangen. Alles ist Wasser, und das Wasser macht Bali.