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Mittwoch, 18. Januar 2017

Lovina Revisited


Ich kehre zurück nach Lovina. Nach Nordbali. An die Küste des Laut Bali, der Bali See. Ich erinnere mich daran, bereits einmal hier gewesen zu sein. Aber ich erkenne nichts mehr wieder. Der Ort heißt Kalibukbuk, ein touristisches Zentrum besonderer Art. Verglichen mit dem elaborierten Ubud kommen mir die Gassen und Häuser, die von der breiten, stark frequentierten Durchfahrtsstraße meerwärts abzweigen, natürlicher vor, bescheidener, eben indonesischer. So war Ubud einst auch. Ich besitze Fotografien und kann es daher beurteilen. Aber der Norden ist auch nicht Südbali, denke ich. Das Bali der Nordküste besitzt nicht den bezaubernden Charme, nicht die inspirierende Lebendigkeit und die Fantasien weckende Atmosphäre. Mein erster Kontakt mit dem Süden Balis erschien mir damals völlig irreal. Das intensive Grün der Landschaft, die Farbigkeit der Menschen, die Feuchtigkeit, die fühlbar auf der Haut lag, und die Hitze, die sie trocknete. Ohne es zu bemerken, war in einem Augenblick den Tropen verfallen. Ich fühlte mich in eine Landschaft versetzt, die ich in einem exotischen Film vermute hätte, nicht in der Wirklichkeit. Doch ich war von der Leinwand herabgestiegen und befand mich mitten in einem Traum. Meine zweite Erkenntnis bestand in einer äußerst sensorischen Erfahrung: visuell und gustatorisch. Bali ist bunt, scharf und süß.

Dienstag, 17. Januar 2017

Strandhandel


Ich sitze am Strand, und bewundere den Sonnenuntergang. Der ist berühmt in Lovina, heißt es. Anscheinend nicht in der Regenzeit. Über mir ragt eine gebogene Säule auf, die sich als ein gekrönter Delfin entpuppt, der auf seiner Schwanzflosse steht. Um in herum versammeln sich mehrere kleine, tanzende Delfine. Lovina ist auch berühmt für seine Ausflüge aufs Meer, zu den richtigen Delfinen. Dann stehen Touristen in den Booten, und die Delfine tanzen im Wasser um sie herum. An der Delfinsäule am Strand trifft sich abends die Jugend von Kalibukbuk. Vereinzelte Touristen spazieren zwischen ihnen umher.
Unter tropischer Sonne schmelzen die Tage dahin; Lovina ist fast vorbei, und ich will weiter. Nach Pemuteran. Ein anderes Strandressort: Nachhaltiger Tourismus. Ich bin gespannt.
Ich esse im Restaurant zu Abend. Wieder der einzige Gast, wie so oft. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, in einem anderen Restaurant, spielt eine Band, und alles strömt dorthin. Ein gelungener Abend, für den Besitzer. Western Pop spielen die Jungs. Ganz anständig. Cover-Versionen.

Montag, 16. Januar 2017

Global Village Kafé


Ich trinke einen fast italienischen Cappucino, wie man ihn mittlerweile in Bali bekommen kann. Die Welt ist ein Dorf, und Kaffee trinkt man überall. Aber nicht immer so gut und perfekt zubereitet, und auch nicht in einer solch außergewöhnlichen Atmosphäre wie im Global Village Kafé in Kalibukbuk.

Es gibt viele Cafés, Restaurants und Bars in Kalibukbuk, doch nur das Global Village Kafé vertritt öffentlich humanistische Werte, hat einen sozialpolitischen Anspruch. In diesem Kafé wird fair gehandelt und der Gast als Finanzier in soziale, medizinische und bildungspolitische Projekte im dörflichen Bali eingebunden. Damit der Gast sofort begreift, welche Welt er betritt, verkündet ihm im Eingangsbereich eine Tafel die multikulturelle Orientierung des Global Village Kafé. Das ALL-Manifest lautet: All Cultures. All Colours. All Ages. All Sizes. All Sexes. All Abilities. All Religions. All Creeds. All Beliefs. All People.

Dienstag, 10. Januar 2017

Der Müll muss weg


Ich sehe einen alten Mann, gebeugt unter der Last eines schweren Sacks, der ihm auf den Rücken drückt. Es ist spät am Nachmittag, und er kommt vom Strand. Er trägt einen Hut aus Bambusstreifen, in der Form eines konischen Deckels, ein schmutziges T-Shirt mit dem Logo des Hard Rock Cafés und eine fleckige, beige Baumwollhose. Der Mann geht barfuß. Der Sack ist ein Plastiksack, gefüllt mit den PET-Flaschen, von denen auf Bali täglich drei Millionen fort geworfen werden. Der Mann bekommt für einen Sack umgerechnet 60 Eurocent. Ein Arbeitsplatz.

Die meisten sehen zu, heißt auch, dass sie alle etwas sehen. Aber auch das Gegenteil trifft zu, dass viele genervt wegsehen, sich aufregen oder versuchen das Problem zu ignorieren. Will der Bali-Urlauber wirklich wissen, welchen Preis die Insel schon heute zahlt? Er will Erholung, Entspannung, Abwechslungsreiches, das ihn seinen Alltag zuhause vergessen lässt, Spaß, Vergnügen, Unterhaltung. Ruhe sanft, Dornröschen, und hoffe, dass dein Prinz verschläft.

Abends muss ich das Fahrrad abgeben. Ich will noch einmal in die Berge. Ein neues Dorf kennenlernen, abseits vom Tourismus. Noch einmal von oben auf das Meer blicken.