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Dienstag, 10. Januar 2017

Der Müll muss weg


Ich sehe einen alten Mann, gebeugt unter der Last eines schweren Sacks, der ihm auf den Rücken drückt. Es ist spät am Nachmittag, und er kommt vom Strand. Er trägt einen Hut aus Bambusstreifen, in der Form eines konischen Deckels, ein schmutziges T-Shirt mit dem Logo des Hard Rock Cafés und eine fleckige, beige Baumwollhose. Der Mann geht barfuß. Der Sack ist ein Plastiksack, gefüllt mit den PET-Flaschen, von denen auf Bali täglich drei Millionen fort geworfen werden. Der Mann bekommt für einen Sack umgerechnet 60 Eurocent. Ein Arbeitsplatz.

Die meisten sehen zu, heißt auch, dass sie alle etwas sehen. Aber auch das Gegenteil trifft zu, dass viele genervt wegsehen, sich aufregen oder versuchen das Problem zu ignorieren. Will der Bali-Urlauber wirklich wissen, welchen Preis die Insel schon heute zahlt? Er will Erholung, Entspannung, Abwechslungsreiches, das ihn seinen Alltag zuhause vergessen lässt, Spaß, Vergnügen, Unterhaltung. Ruhe sanft, Dornröschen, und hoffe, dass dein Prinz verschläft.

Abends muss ich das Fahrrad abgeben. Ich will noch einmal in die Berge. Ein neues Dorf kennenlernen, abseits vom Tourismus. Noch einmal von oben auf das Meer blicken.

Samstag, 7. Januar 2017

Ein schwarzer Stier


Ich fahre mit dem Rad auf der Monkey Forest Road in nördliche Richtung. Wo ich sonst im endlosen Stau tagsüber kaum durchkomme, ist die Straße unerwartet leer. Kein einziges Auto begegnet mir. Nur das eine oder andere Moped. Schon von weitem höre ich Trommeln und die bronzenen Becken eines Gamelans ihren schnellen, Rhythmus hämmern. An der Kreuzung, wo die Straße mit der Jalan Raya Ubud kreuzt, und in die schmalere Jalan Suweta einbiegt, leuchtet ein bunter Meru durch die Blätter der Bäume. Als ich eintreffe, erreichen die Vorbereitungen für die Prozession zur Pura Dalem Peliatan ihren Höhepunkt.
Der Cokorda von Ubud, Nachkomme eines berühmten balinesischen Adelsgeschlechts und mit einer Niederländerin verheiratet, ist gestorben. Heute Nachmittag, das haben die Priester durch die Befragung ihres Mondkalenders herausgefunden, ist der günstigste Tag für seine Verbrennung (ngaben). Cokorda ist ein Titel für einen hochrangigen Fürsten oder Prinzen, doch da herrscht Uneinigkeit. Er gehört der Kaste der Ksatriya an, die im 15. Jahrhundert aus der Gruppe der ersten javanischen Regenten hervorging.

Donnerstag, 5. Januar 2017

Ganesha - ein Epilog


Ich sehe überall in Bali Ganesha-Statuen in den Hauseingängen, vor den Geschäften und Restaurants, an Kreuzwegen und im Schatten mächtiger Waringinbäume. Die meisten sind reich geschmückt, tragen Blumenketten um den Hals, viele von ihnen sind bunt bemalt, glänzen in ihrem neuen Kleid. In ihrem Schoß und am Sockel ihres Throns häufen sich die Opferkörbchen und steigt betörender Duft zu ihnen hoch. Ganesha fühlt sich wohl und zuhause in Balis wohlhabenden Kreisen, und wäre er nicht aus Stein, er würde vor Fett glänzen. Zufrieden und selbstgefällig präsentiert er seinem wohlgenährten, runden Kugelbauch, den er von den Passanten, die bei ihm vorübergehen, bewundern lässt. Er ist ein Patriarch, ein Beschützer und Wohltäter, der sich seiner Beliebtheit bewusst ist.
Shivas elefantenköpfiger Sohn genießt Prestige und er ist überall in Bali populär, wo sich Touristen niedergelassen haben. Das war vor zwanzig Jahren noch anders. Inzwischen hat er den im Tourismus engagierten Balinesen Reichtum und Glück beschert. Für die meisten Touristen ist Ganesha der einzige Gott des hinduistischen Pantheons, der ihnen aus ihrer Heimat vertraut ist, und den sie in ihrem Urlaub wiederfinden. Mittlerweile hat er sich in ihrem Gefolge in Bali einen festen Platz erobert.
Vielleicht liegt es an seinem Elefantenkopf, seinem sanften Lächeln und seiner friedlichen Ausstrahlung, dass er so beliebt ist. Seinen Elefantenkopf, so erzählt die Mythologie, bekam Ganesha durch ein Missgeschick seines Vaters Shiva, der ihn kurzerhand enthauptete, als dieser ihm den Weg ins Haus seiner Mutter Parvati verwehrte. Als ihm bewusst wurde, dass er sein Sohn war, befahl er einem Diener, ihm den Kopf irgendeines Lebewesens zu bringen, den er auf Ganeshas Rumpf setzte, um ihn ins Leben zurückzubringen. So wurde Ganesha auch Shivas Sohn, von dem er seine vier Arme erbte. Sie repräsentieren Dharma (Pflicht), Arta (Wohlstand), Kama (Liebe) und Moksa (Entrücktheit). In den Händen hält er eine Schriftrolle, die seine Gelehrsamkeit symbolisiert, einen Napf, in den er seinen Rüssel tunkt und Tirtha trinkt, das heilige Wasser, das seine Weisheit erhält, ein Beil, mit dem er die Menschen von den irdischen Banden befreit und eine Peitsche, mit der er das Böse verjagt. Der in Bali charakteristische Ganesha steht, und er heißt auch nicht Ganesha wie im indischen Hinduismus, sondern Ganesa.