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Mittwoch, 11. Januar 2017

Tenganan Revisited


Ich schaue der Sonne zu, am Strand von Candidasa, wie sie hinter einem mächtigen Gewölk versinkt, das schwer über den Bergen hängt. Mühsam zwängen sich schmale orange Streifen zwischen die Wolken, da, wo es Lücken gibt. Unaufgeregt rollt der Samudera Indonesia, der Indonesische Ozean, seine Wellen an den Strand. Auslegerboote tanzen, und Kies knirscht unter ihren Kiel. Ununterbrochen bläst der Wind vom Meer gegen das Land. Es ist kühl, nach einem heißen Tag, auf der Grenze von Land und Meer. Die Berge ähneln Silhouetten auf der Leinwand eines Schattenspiels. Die grauschwarzen Wolken darüber erinnern immer mehr an das schmutzig rote Glühen eines zornigen Vulkans. Mit den letzten Strahlen der sinkenden Sonne schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit. Ich war vor Jahrzehnten bereits einmal hier, saß wie jetzt auf einer Mauer am Meer im Abendwind. Am nächsten Tag ging ich nach Tenganan, nach Tenganan Pegringsingan, wie der Ort vollständig heißt. In nostalgisch sentimentaler Stimmung entschließe ich mch, die Wanderung zu wiederholen.

Sonntag, 8. Januar 2017

Der Traum des Imkers


Ich lerne völlig unerwartet Gede kennnen. Viel zu spät, so kurz vor meiner Abreise. Es ist Sonntag Vormittag, und ich bin noch einmal hinauf nach Tenganan gewandert. Ohne eine andere Absicht als Neugier. Ich bin immer noch gespannt, wie sich der Ort in dreißig Jahre entwickelt hat. Was ist aus dem abgeschiedenen Dorf der konservativen Bali Aga geworden ist? Ich habe mich Mitte der 1980er Jahre intensiver mit dem Doppelikat, mit Geringsing, dieser für Tenganan charakteristischen Webtechnik. Ich erinnere mich noch gut daran, wie verlassen das Dorf damals wirkte, wie mich die wenigen Bewohner einfach ignorierten. Ich fühlte mich unsichtbar, im besten Fall unerwünscht. Der Besitzer eines Art Shops, ich glaube es gab damals nur den einen, erbarmte sich, sprach mich an, und bot mir gleichzeitig ein für mein schmales, studentisches Budget unglaublich teueres Geringsing-Gewebe an. Ich erinnere mich noch gut an den schmalen Schal mit dem figurativen Motiv. Enttäuscht keinen Kontakt gefunden zu haben, aber fasziniert von der mysteriösen Atmosphäre und der für Bali ungewöhnlichen Dorfanlage, verließ ich Tenganan Pegringsingan, wie der vollständige Name lautet.

Samstag, 7. Januar 2017

Ein schwarzer Stier


Ich fahre mit dem Rad auf der Monkey Forest Road in nördliche Richtung. Wo ich sonst im endlosen Stau tagsüber kaum durchkomme, ist die Straße unerwartet leer. Kein einziges Auto begegnet mir. Nur das eine oder andere Moped. Schon von weitem höre ich Trommeln und die bronzenen Becken eines Gamelans ihren schnellen, Rhythmus hämmern. An der Kreuzung, wo die Straße mit der Jalan Raya Ubud kreuzt, und in die schmalere Jalan Suweta einbiegt, leuchtet ein bunter Meru durch die Blätter der Bäume. Als ich eintreffe, erreichen die Vorbereitungen für die Prozession zur Pura Dalem Peliatan ihren Höhepunkt.
Der Cokorda von Ubud, Nachkomme eines berühmten balinesischen Adelsgeschlechts und mit einer Niederländerin verheiratet, ist gestorben. Heute Nachmittag, das haben die Priester durch die Befragung ihres Mondkalenders herausgefunden, ist der günstigste Tag für seine Verbrennung (ngaben). Cokorda ist ein Titel für einen hochrangigen Fürsten oder Prinzen, doch da herrscht Uneinigkeit. Er gehört der Kaste der Ksatriya an, die im 15. Jahrhundert aus der Gruppe der ersten javanischen Regenten hervorging.