Ich schaue der Sonne zu, am Strand von Candidasa, wie sie hinter einem mächtigen Gewölk versinkt, das schwer über den Bergen hängt. Mühsam zwängen sich schmale orange Streifen zwischen die Wolken, da, wo es Lücken gibt. Unaufgeregt rollt der Samudera Indonesia, der Indonesische Ozean, seine Wellen an den Strand. Auslegerboote tanzen, und Kies knirscht unter ihren Kiel. Ununterbrochen bläst der Wind vom Meer gegen das Land. Es ist kühl, nach einem heißen Tag, auf der Grenze von Land und Meer. Die Berge ähneln Silhouetten auf der Leinwand eines Schattenspiels. Die grauschwarzen Wolken darüber erinnern immer mehr an das schmutzig rote Glühen eines zornigen Vulkans. Mit den letzten Strahlen der sinkenden Sonne schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit. Ich war vor Jahrzehnten bereits einmal hier, saß wie jetzt auf einer Mauer am Meer im Abendwind. Am nächsten Tag ging ich nach Tenganan, nach Tenganan Pegringsingan, wie der Ort vollständig heißt. In nostalgisch sentimentaler Stimmung entschließe ich mch, die Wanderung zu wiederholen.
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Mittwoch, 11. Januar 2017
Montag, 9. Januar 2017
Ein Tag in Tenganan
Ich sitze in Tenganan auf den Stufen eines Balés und atme die Atmosphäre des Dorfes. Es ist noch früh. Die Morgensonne wirft lange Schatten. Die Dorfstraßen sind fast leer, kaum jemand ist unterwegs. Die Türen der Häuser sind bis auf einen Art Shop, der bereits Textilien im Eingang hängen hat, verschlossen. Ich bin irritiert, denn die Bilder, an die ich von meinem ersten Besuch in Tenganan erinnere, decken sich nicht mit der Wirklichkeit. In meiner Erinnerung hat sich viele Jahre lang ein anderes Dorf als Tenganan ausgegeben. Jetzt bringe ich Fotos mit nach Hause, damit Tenganan Tenganan bleibt.
Neben mir sitzt ein Mann im Schatten des Balés, an dessen Sockel ein knappes Dutzend Hähne in großen Bienenkorbkörben stehen. Der Mann trägt ein blau kariertes, langärmeliges Hemd, einen blaugemusterten Sarong, und hat langes, dicht gekräuseltes Haar. Afro-Look! So entspannt im Schatten, im Halbdunkel des Balés sitzend, erinnert er mich an einen braungebrannten Hippie der frühen 1970er Jahre, wie es in Südostasien damals viele gab. Eine Zeitlang sitzen wir schweigend, Blicke austauschend, keine zwei Meter von einander entfernt. Anscheinend fragen wir uns, ob ein Gespräch die kontemplative Stimmung nicht zerstört. So bleiben wir in uns gekehrt, bis sich ein weiterer Mann sich zu uns gesellt.
„Gefallen Dir die Hähne?“ fragt er mich nach einem kurzen Gruß.
Neben mir sitzt ein Mann im Schatten des Balés, an dessen Sockel ein knappes Dutzend Hähne in großen Bienenkorbkörben stehen. Der Mann trägt ein blau kariertes, langärmeliges Hemd, einen blaugemusterten Sarong, und hat langes, dicht gekräuseltes Haar. Afro-Look! So entspannt im Schatten, im Halbdunkel des Balés sitzend, erinnert er mich an einen braungebrannten Hippie der frühen 1970er Jahre, wie es in Südostasien damals viele gab. Eine Zeitlang sitzen wir schweigend, Blicke austauschend, keine zwei Meter von einander entfernt. Anscheinend fragen wir uns, ob ein Gespräch die kontemplative Stimmung nicht zerstört. So bleiben wir in uns gekehrt, bis sich ein weiterer Mann sich zu uns gesellt.
„Gefallen Dir die Hähne?“ fragt er mich nach einem kurzen Gruß.
Sonntag, 8. Januar 2017
Der Traum des Imkers
Ich lerne völlig unerwartet Gede kennnen. Viel zu spät, so kurz vor meiner Abreise. Es ist Sonntag Vormittag, und ich bin noch einmal hinauf nach Tenganan gewandert. Ohne eine andere Absicht als Neugier. Ich bin immer noch gespannt, wie sich der Ort in dreißig Jahre entwickelt hat. Was ist aus dem abgeschiedenen Dorf der konservativen Bali Aga geworden ist? Ich habe mich Mitte der 1980er Jahre intensiver mit dem Doppelikat, mit Geringsing, dieser für Tenganan charakteristischen Webtechnik. Ich erinnere mich noch gut daran, wie verlassen das Dorf damals wirkte, wie mich die wenigen Bewohner einfach ignorierten. Ich fühlte mich unsichtbar, im besten Fall unerwünscht. Der Besitzer eines Art Shops, ich glaube es gab damals nur den einen, erbarmte sich, sprach mich an, und bot mir gleichzeitig ein für mein schmales, studentisches Budget unglaublich teueres Geringsing-Gewebe an. Ich erinnere mich noch gut an den schmalen Schal mit dem figurativen Motiv. Enttäuscht keinen Kontakt gefunden zu haben, aber fasziniert von der mysteriösen Atmosphäre und der für Bali ungewöhnlichen Dorfanlage, verließ ich Tenganan Pegringsingan, wie der vollständige Name lautet.
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