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Sonntag, 29. Januar 2017

Tempel, Reis und Rituale


Ich wollte eigentlich schon gestern nach Tegallalang, doch die Bank hat mich zu lange aufgehalten. Anschließend war ich zu träge, um so spät noch aufzubrechen. Von Tag zu Tag wird es heißer und schwüler, Seit drei Tagen hat es nicht mehr geregnet. Ich weiß nicht mehr, wo ich die ganze Flüssigkeit zum Schwitzen hernehme. Ich bezweifele, dass ich so viel getrunken habe. Als ich am späten Nachmittag mein Fahrrad abgebe, sehen Hemd und Hose aus, als hätte man mich mit Wasser begossen.

Von den terrassierten Reisfeldern in Tegallalang heißt es, sie lohnen einen Besuch. Und das Dorf Petulu, mit der Kolonie der weißen Reiherkolonie, liegt am Weg. An der Kreuzung im Süden Ubuds, dort wo es nach Peliatan geht, nehme ich die ansteigende Straße in Richtung Kintamani. So heiß, wie es bereits morgens ist, fällt es mir schwer, mich für eine Bergfahrt zu begeistern. Schon nach dem Frühstück bin ich nass geschwitzt. Doch ich will nicht abreisen, ohne die viel gerühmten Reisterrassen von Tegallalang wiedergesehen zu haben. Trotz allem habe ich Lust aufs Fahrradfahren. Die Steigungen im Süden, vom Meer aus, sind moderat. Immer wieder werden sie von längeren Etappen ohne Steigung unterbrochen, nördlich von Ubud, in die Berge, fehlen diese Atempausen, in denen das Rad von selbst rollt. Wer sich mit dem Schwitzen abfindet, braucht keine besondere Kondition um nach Mas, zur Goa Gajah oder nach Sukawati zu fahren, nach Tegallalang oder weiter nach Tampaksiring sieht das schon anders aus. Ich habe Ubud kaum hinter mir gelassen, als mir das Hemd schon wieder am Rücken klebt.

Dienstag, 24. Januar 2017

Bali-Hotspots


Ich liege lesend auf dem Bett, als Made, der mich vor ein paar Wochen vom Flughafen abgeholt hat, vor der Terrasse steht und ruft:
„Sudah siap?“ Ob ich fertig bin, will er wissen. 
Seit acht Uhr morgens habe ich gepackt. Ich bin bereit für Munduk. Für elf Uhr sind wir verabredet, aber Made hat heute Zeit und keine weiteren Fahrgäste. Er meint, auf dem Weg nach Munduk werde er mir ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Kein Aufpreis für mich, fügt er verschwörerisch lächelnd hinzu. Bei ihm kommt zuerst der Mensch, dann das Geld, flüstert er mir verschwörerisch zu. Wir leben alle in einer Welt, erklärt er mir, wir sind eins mit ihr und miteinander, und unsere Aufgabe ist es, für Harmonie zu sorgen. Also verabreden wir uns für zehn Uhr. Made wartet vorne bei Nyoman im Pavillon, bis ich fertig bin. Sie sind alte Freunde und mittlerweile auch Geschäftspartner. Es kommt ihm nicht darauf an, Zeit zu sparen. Er wollte mich aus meiner Untätigkeit erlösen, die das Warten mit sich brachte. Meine Geduld ist mit seiner nicht zu vergleichen.
Der Abschied von Nyoman und Ketut nimmt wenig Zeit in Anspruch. Emotional sind beide zurückhaltend, respektvoll freundlich, aber aus der Distanz. Nyomans Frau begleitet mich hinaus, wo Made gerade versucht seinen SUV in der engen Gasse vor dem Gehöft zu wenden. Letzte Worte, vielen Dank für die gute Versorgung während meines Aufenthalts, gute Reise und gutes Bleiben. Wir wissen alle, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir uns wiedersehen. Ein sampai lagi, bis bald, kommt keinem von uns den Lippen. Ich war ein geschätzter Gast in Nyomans Haus, kein Verwandter, kein Freund. Ich bin jemand, der vorbeikommt, kurz bleibt und dann weiterzieht.

Sonntag, 15. Januar 2017

Pura, Strand und Meer


Ich sehe am Strand in Pemuteran ein paar Jugendlichen zu, die Fußball spielen. Das Spielfeld ist uneben und leicht abschüssig, und am Spielfeldrand klatschen die Wellen auf den Sand. Manchmal nehmen sie den gelben Ball auch ein Stück mit zu sich ins Meer. Einer der Spieler läuft dann ins seichte Wasser, dehnt das Spielfeld etwas aus und kickt den Ball zurück auf den Strand, wo ihn ein anderer annimmt und weiterspielt. Ihr Spielfeld ist an keiner Seite begrenzt, und ich verstehe auch die Regeln nicht, nach denen gespielt wird. Für die Kids ist das Spiel ein großer Spaß. Um nichts Anderes geht es ihnen.
Auch meine Reise in Bali ist ein Spiel, ähnlich wie das der Jungen am Strand. Ich wechsele die Orte, wie sich ihr Spielfeld verändert, was geschieht, weiß ich erst, wenn es eintritt. Auch mein Spielfeld ist flexibel. Mir geht es um den Augenblick des Erlebens. Wohin der Fußball rollt, wohin es mich treibt, entscheidet die Freude am Spiel.

Freitag, 13. Januar 2017

Der steinerne Kosmos


Ich begegne zahlreichen, festlich gekleideten Männern und Frauen auf den Stufen der Treppe, die unter einem Torbogen enden, der einem Kala Boma darstellt. Durch das Maul eines Dämons betrete ich die Pura Melanting. Schon als ich die Stichstraße zum großen Parkplatz vor dem Tempel hinauffahre, kommen mir Autos und Mopeds entgegen oder überholen mich, eindeutig von einer Zeremonie kommend oder zu einer unterwegs. Die Kleidung der Fahrer ist festlich und traditionell, wie es sich eine religiöse Zeremonie gehört. Feierlich herausgeputzt sind Kinder, Frauen und Männer. Dass ich mich einem besonderen Ort nähre, darauf weisen auch die unverhältnismäßig vielen Göttersitze und Schreine am Wegesrand hin.
Am Parkplatz geht es geordnet zu. Eine große, rote Tafel sortiert die Fahrzeuge mit zwei oder drei Rädern in die richtige Richtung. Wie immer parke ich mein Fahrrad bei den Mopeds und Motorrädern. Es fühlt sich immer wieder seltsam an, allein unter den PS-stärkeren Geschwistern zu stehen.