Ich sehe am Strand in Pemuteran ein paar Jugendlichen zu, die Fußball spielen. Das Spielfeld ist uneben und leicht abschüssig, und am Spielfeldrand klatschen die Wellen auf den Sand. Manchmal nehmen sie den gelben Ball auch ein Stück mit zu sich ins Meer. Einer der Spieler läuft dann ins seichte Wasser, dehnt das Spielfeld etwas aus und kickt den Ball zurück auf den Strand, wo ihn ein anderer annimmt und weiterspielt. Ihr Spielfeld ist an keiner Seite begrenzt, und ich verstehe auch die Regeln nicht, nach denen gespielt wird. Für die Kids ist das Spiel ein großer Spaß. Um nichts Anderes geht es ihnen.
Auch meine Reise in Bali ist ein Spiel, ähnlich wie das der Jungen am Strand. Ich wechsele die Orte, wie sich ihr Spielfeld verändert, was geschieht, weiß ich erst, wenn es eintritt. Auch mein Spielfeld ist flexibel. Mir geht es um den Augenblick des Erlebens. Wohin der Fußball rollt, wohin es mich treibt, entscheidet die Freude am Spiel.
Auch meine Reise in Bali ist ein Spiel, ähnlich wie das der Jungen am Strand. Ich wechsele die Orte, wie sich ihr Spielfeld verändert, was geschieht, weiß ich erst, wenn es eintritt. Auch mein Spielfeld ist flexibel. Mir geht es um den Augenblick des Erlebens. Wohin der Fußball rollt, wohin es mich treibt, entscheidet die Freude am Spiel.
Später fahre ich mit Wayan nach Singaraja. Rote Minibusse verkehren auf der Landstraße zwischen Gilimanuk und Singaraja. Pemuteran liegt auf der Strecke. 60 Kilometer bis Singaraja, 30 bis Gilimanuk; gegenüber die Silhouette Javas. Ich stehe am Straßenrand, warte vielleicht zehn Minuten, und steige in einen der kleinen Busse Natürlich ein Toyota! Wie es aussieht beherrschen die Japaner den balinesischen Automarkt. Ich bin der einzige Fahrgast.
Wayan ist Mitte Vierzig und seit über zwanzig Jahren Busfahrer. Er gehört einem aussterbenden Gewerbe an. Wayan ist ein stolzer Mann mit dunkler Hornbrille, einem blauen Polohemd mit rotem Kragen und olivfarbener, knielanger Hose mit großen Taschen auf beiden Oberschenkeln. Er ist einer der Fahrer, die sich als öffentlicher Nahverkehr unverdrossen gegen die weiter zunehmende Flut des Individualverkehrs stemmen. Täglich dutzende Male zwischen Gilimanuk und Singaraja, von West nach Ost, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Hin und wieder zurück.
Zwölf Sitze hat sein Bus, aber nicht genug Fahrgäste, die auf den Sitzen mitfahren wollen, an denen weißflockig Schaumstoff aus der Polsterung lugt. Abgewetzt ist er, Wayans roter Minibus. Der Bus ist alt, die Farbe in den vielen Jahren stumpf geworden, die Federung hart und ächzend. An vielen Stellen ist der Bus beschädigt. Aber noch fährt er, wenn auch holpernd und klappernd über den auch nicht mehr jungfräulichen Asphalt.
Wayan transportiert alles, was am Straßenrand auf ihn wartet. Ein kurzes Winken, er hält an, und lädt Menschen, Geflügel, an den Beinen zusammengebunden und unter den Sitz gestopft, Säcke prall gefüllt mit Bananen und Körbe voll mit Kokosnüssen ein. Es sind mehr Waren als Menschen, die mitfahren. Die beiden Sitzplätze neben dem Fahrer, die früher die begehrtesten waren, bleiben auf dieser Fahrt frei.
Wie Wayans ist auch sein Minibus zwanzig Jahre alt. Er hat ihn damals, als er ein junger Mann und noch nicht verheiratet war, mit einem Kredit finanziert. Jetzt, alt und beschädigt, gehört der Bus endlich ihm. „Der Kredit ist getilgt“, sagt Wayan. „Es reicht zum Leben. Aber wie lange noch?“ „Und die Schönheitsreparaturen?“, frage ich ihn. Wayan lacht.
Wayan ist Mitte Vierzig und seit über zwanzig Jahren Busfahrer. Er gehört einem aussterbenden Gewerbe an. Wayan ist ein stolzer Mann mit dunkler Hornbrille, einem blauen Polohemd mit rotem Kragen und olivfarbener, knielanger Hose mit großen Taschen auf beiden Oberschenkeln. Er ist einer der Fahrer, die sich als öffentlicher Nahverkehr unverdrossen gegen die weiter zunehmende Flut des Individualverkehrs stemmen. Täglich dutzende Male zwischen Gilimanuk und Singaraja, von West nach Ost, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Hin und wieder zurück.
Zwölf Sitze hat sein Bus, aber nicht genug Fahrgäste, die auf den Sitzen mitfahren wollen, an denen weißflockig Schaumstoff aus der Polsterung lugt. Abgewetzt ist er, Wayans roter Minibus. Der Bus ist alt, die Farbe in den vielen Jahren stumpf geworden, die Federung hart und ächzend. An vielen Stellen ist der Bus beschädigt. Aber noch fährt er, wenn auch holpernd und klappernd über den auch nicht mehr jungfräulichen Asphalt.
Wayan transportiert alles, was am Straßenrand auf ihn wartet. Ein kurzes Winken, er hält an, und lädt Menschen, Geflügel, an den Beinen zusammengebunden und unter den Sitz gestopft, Säcke prall gefüllt mit Bananen und Körbe voll mit Kokosnüssen ein. Es sind mehr Waren als Menschen, die mitfahren. Die beiden Sitzplätze neben dem Fahrer, die früher die begehrtesten waren, bleiben auf dieser Fahrt frei.
Wie Wayans ist auch sein Minibus zwanzig Jahre alt. Er hat ihn damals, als er ein junger Mann und noch nicht verheiratet war, mit einem Kredit finanziert. Jetzt, alt und beschädigt, gehört der Bus endlich ihm. „Der Kredit ist getilgt“, sagt Wayan. „Es reicht zum Leben. Aber wie lange noch?“ „Und die Schönheitsreparaturen?“, frage ich ihn. Wayan lacht.
Nachmittags treffe ich Nyoman und Ketut, zwei Polizisten, vor der Pura Pulaki. Sie dafür sorgen, dass die vielen Gläubigen und Pilger, die hier seit zwei Tagen in Gruppen ankommen, mit dem fließenden Verkehr auf der Landstraße problemlos zurecht kommen. Seit drei Tagen fahre ich jetzt an der Pura vorbei, und es herrscht ständig ein reges Kommen und Gehen. Den ganzen Tag lang.
Nyoman ergreift die Initiative und stellt den Kontakt her. Ich sehe ihn, wie er sich aus der Menge löst und zielstrebig auf mich zukommt. Schon von weitem macht er auf mich den Eindruck, dass er ein Mann ist, der weiß was er will, und wie er es bekommt. Und er will etwas von mir.
Aber zuerst arbeiteten wir den üblichen Fragenkatalog ab. Die vier Klassiker „Dari mana?“, „Tinggalnya di mana?“, „Asalnya?“ und „Tuan nama apa?“, die Fragen nach dem Woher, dem Wo, der Herkunft und dem Namen, werden von einem kräftigen Handschlag begleitet. Das ist nicht üblich. Auch nicht, dass die Frage nach der Familie und den Kindern fehlt. Aber erst einmal bin ich oberflächlich sozial verortet, und die weitere Unterhaltung ist gesichert.
Nyoman ist ein kräftiger Mann, adipös und stolz auf sich, in seiner Uniform, die verspiegelte Sonnenbrillen lässig über die Stirn geschoben. Selbstbewusst setzt er sich gleich neben mich auf die Mauer, so eng, dass sich unsere Hüften berühren. Sehr viel Körperkontakt für einen Balinesen, denke ich. Auch das ist ungewöhnlich. Wohlwollend legt er mir seinen Arm um die Schultern, gibt mir das Gefühl, beschützt zu sein. Immerhin ist er Polizist. Trotz der Autorität, die repräsentiert, hat Nyoman eine gewinnende Ausstrahlung. Ich mag ihn sofort, seine lockere, unkomplizierte Art, wie plaudert, mich ausfragt, und Kleinigkeiten über sich selbst einstreut. Als er bemerkt, dass wir uns in Indonesisch unterhalten können, und dass wir beide in Kupang und Soë gelebt haben, sind wir schnell miteinander vertraut.
Ketut, sein Kollege, kommt später dazu, der Mann im Hintergrund. Erst als Nyoman mich akzeptiert hat. Gleich erklärt er ihm, was er von mir erfahren hat. Auf balinesisch natürlich. Er stellt mich vor, und es klingt wie eine Laudatio. Ketut ist anders, groß und schmal, distanziert freundlich. Auch er gibt mir höflich die Hand, aber schüchterner, zurückhaltend. Vier Fäuste für und Halleluja und versuche nicht zu lächeln. Doch dann zückt Ketut sein Diensthandy und fotografiert mich und Nyoman ungefragt und ungeniert, wie wir mit dem Rücken zur Bali See, eng aneinandergelehnt, auf der Mauer sitzen. Schnell reicht ihm Nyoman sein Handy, die gleiche Marke, und noch ein Foto wird von uns gemacht, das sich Nyoman, großspurig wie er ist, gerahmt aufhängen will, während ich mich frage, ob das nicht der Sinn der Sache ist. Ich bin vom Subjekt zum Objekt geworden, und überlege, wer mich jetzt, verschwitzt und leicht bekleidet, neben dem schmucken Polizisten in seiner sauberen und gebügelten Uniform auf der Kaimauer sitzen sieht. Wo wird das Foto von mir überall auftauchen?. Thema: Der Polizist und sein Schützling, der ahnungslose Tourist in der Fremde.
Nyoman und Ketut leben mit ihren Familien in Celukan Bawang, einem Dorf, 20 Kilometer östlich der Pura Pulaki. Zweimal im Monat, an Vollmond und Neumond, haben sie hier Dienst, denn dann strömen die Pilger in Scharen in die beiden Tempel um zu beten und zu opfern.
Wir reden über Dies und Das, über die Region, das Dorf Pemuteran, den Tourismus, der noch neu ist, über die Fischer und die Hotels, zuletzt über den Andrang an Pilgern. Während wir reden, hält ein SUV gegenüber. Ein Fotograf steigt aus, Kamera und Stativ in den Händen. Ihm folgt ein prächtig gekleidetes, junges Paar. Zuerst denke ich, eine Tänzerin, die anlässlich einer Zeremonie in der Pura zur Unterhaltung der Götter tanzen wird, und bedauere schon, ohne Sarong losgefahren zu sein. Aber Ketut klärt mich auf: ein Hochzeitspaar von adeliger Herkunft kommt zum Gebet und Fototermin.
Die junge Frau ist aufwändig frisiert, die langen schwarzen Haare glänzen vom Kokosöl und sind zu einem Knoten geschlungen in dem goldene Haarnadeln stecken. Über der Stirn trägt sie ein goldenes Diadem, das mit roten Schmuckelementen durchwirkt ist und wie ein Blumenarrangement wirkt. Dazu passende Ohrgehänge und dunkel geschminkte Augen; reichlich Kajal. Ihre Kebaya und ihr Sarong ein Traum in Gold und Rot. Noch ist der Fächer, den sie in der linken Hand hält, nicht aufgeklappt. Allein die Sandalen mit Plateausohle sind deplatziert und stören die Tracht und das sonst perfekte Outfit der Prinzessin. Ihr Partner steht ihr in nichts nach. Er kontrastiert das Gold und Rot mit sanften Beige- und Brauntönen. Er trägt ein Jacket in kräftigem Beige, einen braun gemusterten Sarong, dazu das passende Kopftuch. An beiden Ohren sitzen große Ohrklipps, aus massivem Gold. In seinen Händen hält er fast ehrfürchtig einen großen Kris, in brauner Scheide mit figuralem Griff, silberintarsiert. Ketut hält den Kris, den der Mann so behutsam in seinen Händen hält, für ein wertvolles Familienerbstück. „Pusaka!“ flüstert er respektvoll. Doch Ketut wird ungeduldig, drängt zum Aufbruch, denn es kommen immer mehr Autos zur Pura Pulaki, die ihre Insassen auf die Straße entlassen, während andere in großen Gruppen zur Pura Pabean hinüber schlendern. Mittendrin randalieren die Affen, die sich von den vielen Menschen gestört fühlen.
Nyoman ergreift die Initiative und stellt den Kontakt her. Ich sehe ihn, wie er sich aus der Menge löst und zielstrebig auf mich zukommt. Schon von weitem macht er auf mich den Eindruck, dass er ein Mann ist, der weiß was er will, und wie er es bekommt. Und er will etwas von mir.
Aber zuerst arbeiteten wir den üblichen Fragenkatalog ab. Die vier Klassiker „Dari mana?“, „Tinggalnya di mana?“, „Asalnya?“ und „Tuan nama apa?“, die Fragen nach dem Woher, dem Wo, der Herkunft und dem Namen, werden von einem kräftigen Handschlag begleitet. Das ist nicht üblich. Auch nicht, dass die Frage nach der Familie und den Kindern fehlt. Aber erst einmal bin ich oberflächlich sozial verortet, und die weitere Unterhaltung ist gesichert.
Nyoman ist ein kräftiger Mann, adipös und stolz auf sich, in seiner Uniform, die verspiegelte Sonnenbrillen lässig über die Stirn geschoben. Selbstbewusst setzt er sich gleich neben mich auf die Mauer, so eng, dass sich unsere Hüften berühren. Sehr viel Körperkontakt für einen Balinesen, denke ich. Auch das ist ungewöhnlich. Wohlwollend legt er mir seinen Arm um die Schultern, gibt mir das Gefühl, beschützt zu sein. Immerhin ist er Polizist. Trotz der Autorität, die repräsentiert, hat Nyoman eine gewinnende Ausstrahlung. Ich mag ihn sofort, seine lockere, unkomplizierte Art, wie plaudert, mich ausfragt, und Kleinigkeiten über sich selbst einstreut. Als er bemerkt, dass wir uns in Indonesisch unterhalten können, und dass wir beide in Kupang und Soë gelebt haben, sind wir schnell miteinander vertraut.
Ketut, sein Kollege, kommt später dazu, der Mann im Hintergrund. Erst als Nyoman mich akzeptiert hat. Gleich erklärt er ihm, was er von mir erfahren hat. Auf balinesisch natürlich. Er stellt mich vor, und es klingt wie eine Laudatio. Ketut ist anders, groß und schmal, distanziert freundlich. Auch er gibt mir höflich die Hand, aber schüchterner, zurückhaltend. Vier Fäuste für und Halleluja und versuche nicht zu lächeln. Doch dann zückt Ketut sein Diensthandy und fotografiert mich und Nyoman ungefragt und ungeniert, wie wir mit dem Rücken zur Bali See, eng aneinandergelehnt, auf der Mauer sitzen. Schnell reicht ihm Nyoman sein Handy, die gleiche Marke, und noch ein Foto wird von uns gemacht, das sich Nyoman, großspurig wie er ist, gerahmt aufhängen will, während ich mich frage, ob das nicht der Sinn der Sache ist. Ich bin vom Subjekt zum Objekt geworden, und überlege, wer mich jetzt, verschwitzt und leicht bekleidet, neben dem schmucken Polizisten in seiner sauberen und gebügelten Uniform auf der Kaimauer sitzen sieht. Wo wird das Foto von mir überall auftauchen?. Thema: Der Polizist und sein Schützling, der ahnungslose Tourist in der Fremde.
Nyoman und Ketut leben mit ihren Familien in Celukan Bawang, einem Dorf, 20 Kilometer östlich der Pura Pulaki. Zweimal im Monat, an Vollmond und Neumond, haben sie hier Dienst, denn dann strömen die Pilger in Scharen in die beiden Tempel um zu beten und zu opfern.
Wir reden über Dies und Das, über die Region, das Dorf Pemuteran, den Tourismus, der noch neu ist, über die Fischer und die Hotels, zuletzt über den Andrang an Pilgern. Während wir reden, hält ein SUV gegenüber. Ein Fotograf steigt aus, Kamera und Stativ in den Händen. Ihm folgt ein prächtig gekleidetes, junges Paar. Zuerst denke ich, eine Tänzerin, die anlässlich einer Zeremonie in der Pura zur Unterhaltung der Götter tanzen wird, und bedauere schon, ohne Sarong losgefahren zu sein. Aber Ketut klärt mich auf: ein Hochzeitspaar von adeliger Herkunft kommt zum Gebet und Fototermin.
Die junge Frau ist aufwändig frisiert, die langen schwarzen Haare glänzen vom Kokosöl und sind zu einem Knoten geschlungen in dem goldene Haarnadeln stecken. Über der Stirn trägt sie ein goldenes Diadem, das mit roten Schmuckelementen durchwirkt ist und wie ein Blumenarrangement wirkt. Dazu passende Ohrgehänge und dunkel geschminkte Augen; reichlich Kajal. Ihre Kebaya und ihr Sarong ein Traum in Gold und Rot. Noch ist der Fächer, den sie in der linken Hand hält, nicht aufgeklappt. Allein die Sandalen mit Plateausohle sind deplatziert und stören die Tracht und das sonst perfekte Outfit der Prinzessin. Ihr Partner steht ihr in nichts nach. Er kontrastiert das Gold und Rot mit sanften Beige- und Brauntönen. Er trägt ein Jacket in kräftigem Beige, einen braun gemusterten Sarong, dazu das passende Kopftuch. An beiden Ohren sitzen große Ohrklipps, aus massivem Gold. In seinen Händen hält er fast ehrfürchtig einen großen Kris, in brauner Scheide mit figuralem Griff, silberintarsiert. Ketut hält den Kris, den der Mann so behutsam in seinen Händen hält, für ein wertvolles Familienerbstück. „Pusaka!“ flüstert er respektvoll. Doch Ketut wird ungeduldig, drängt zum Aufbruch, denn es kommen immer mehr Autos zur Pura Pulaki, die ihre Insassen auf die Straße entlassen, während andere in großen Gruppen zur Pura Pabean hinüber schlendern. Mittendrin randalieren die Affen, die sich von den vielen Menschen gestört fühlen.
Pemuteran, ein Straßendorf zwischen Berg und Meer, zwischen Tempel und Strand, säumt sich kilometerweit an beiden Seiten der Landstraße nach Gilimanuk entlang, dem Hafen für die Überfährt nach Ostjava. Einen eigentlichen Ortskern, abgesehen von den zwei Kilometern, auf denen sich Hotels, Restaurants, Tauchschulen und einige Supermärkte drängen, habe ich nicht gesehen. Einst war die Besiedlung locker gestreut, mit viel Raum zwischen den einzelnen Gehöften. Die Menschen wohnen im Schatten der Berge, in den Gärten, die die Wohnhäuser umgaben, vom Meer abgewandt. Nur die Hütten der ärmlichen, kleinen Weiler der Fischer liegen noch immer nah am Wasser, gleich hinter den Booten. Der Strand ist sehr schmal, gerade so breit wie eine Bootslänge. Die motorisierten Boote, mit Auslegern auf beiden Seiten, haben sie ganz auf den Strand gezogen, sodass zwischen Hütten und Booten nur noch schmale Wege bleiben. Bevor die Sonne im Zenit steht, kommen die Fischer vom Meer zurück. Sobald einer der Rückkehrer sein Boot auf den Strand aufgesetzt hat, eilt seine Frau aus einer der Hütten zum Boot. Während der Fischer sein Boot ganz auf den Strand hochzieht, schaufelt die Frau den frischen Fang bereits mit beiden Händen in große, farbige Plastikwannen. Die silbernen Leiber der Fische glitzern in der Sonne. Der Heimkehrer verlässt wie unbeteiligt sein Boot und geht hinüber zu den Hütten. Die Kinder der Fischer stehen, wie ich, dabei und schauen zu. Ist eine Wanne mit Fischen gefüllt, heben die Frauen sie auf den Kopf und tragen sie zum Verkauf ins Dorf. Kurz nacheinander kommt ein Boot nach dem anderen vom offenen Meer zurück in den Hafen, der ein Stück Strand ist. Die großen Boote teilen sich mehrere Fischer. Sie werden gemeinsam entladen.
Was romantisch klingt, ist eine ärmliche Existenz unter harten, entbehrungsreichen Bedingungen. Die Hütten sind ärmlich und improvisiert, liegen zusammengedrängt, ohne richtige Infrastruktur, und sind alles andere als die Rumah sehat, die gesunden, hygienischen und elektrifizierten Wohnungen, die von der Regierung propagiert werden. Die Kleidung der Fischer, alt und abgetragen, und die Boote in die Jahre gekommen, längst nicht mehr die neusten. Sie sind eingezwängt zwischen großen Luxushotel, die ihnen am Strand Konkurrenz machen. Mitten in den Kopien der luxuriösen Hotelanlagen von Sanur und Nusa Dua wirken die Weiler der Fischer wie ein Relikt aus anderen Tagen. Der Kontrast zwischen Luxus und Armut, arm und reich, ist schwer auszuhalten. Ich schäme mich stellvertretend. Während die Fischerfamilien ihren täglichen Lebensunterhalt erwirtschaften, lange nicht immer gesichert, faulenzen Touristen in Pools, höchstens zehn Meter vom Strand entfernt. Sie räkeln sich auf Strandliegen vor einer tropischen Bergkulisse, vor der die mit roten Ziegeln gedeckten Bungalows malerisch kontrastieren. Ein isoliertes, aus der Realität gelöstes Bild, das eine Atmosphäre von Südsee suggeriert, mit der jeder Reiseprospekt spontan Kunden gewinnt. Und die Hotelgäste? Sie schauen gelangweilt aufs Meer hinaus, als wäre dort etwas zu finden, was wirklicher wäre als das Leben der Fischer nebenan.
Was romantisch klingt, ist eine ärmliche Existenz unter harten, entbehrungsreichen Bedingungen. Die Hütten sind ärmlich und improvisiert, liegen zusammengedrängt, ohne richtige Infrastruktur, und sind alles andere als die Rumah sehat, die gesunden, hygienischen und elektrifizierten Wohnungen, die von der Regierung propagiert werden. Die Kleidung der Fischer, alt und abgetragen, und die Boote in die Jahre gekommen, längst nicht mehr die neusten. Sie sind eingezwängt zwischen großen Luxushotel, die ihnen am Strand Konkurrenz machen. Mitten in den Kopien der luxuriösen Hotelanlagen von Sanur und Nusa Dua wirken die Weiler der Fischer wie ein Relikt aus anderen Tagen. Der Kontrast zwischen Luxus und Armut, arm und reich, ist schwer auszuhalten. Ich schäme mich stellvertretend. Während die Fischerfamilien ihren täglichen Lebensunterhalt erwirtschaften, lange nicht immer gesichert, faulenzen Touristen in Pools, höchstens zehn Meter vom Strand entfernt. Sie räkeln sich auf Strandliegen vor einer tropischen Bergkulisse, vor der die mit roten Ziegeln gedeckten Bungalows malerisch kontrastieren. Ein isoliertes, aus der Realität gelöstes Bild, das eine Atmosphäre von Südsee suggeriert, mit der jeder Reiseprospekt spontan Kunden gewinnt. Und die Hotelgäste? Sie schauen gelangweilt aufs Meer hinaus, als wäre dort etwas zu finden, was wirklicher wäre als das Leben der Fischer nebenan.
Der Strand von Pemuteran ist zweigeteilt. Da sind die großen Hotels, die balinesisch nachempfundenen Bungalow-Anlagen, mit den sauber aufgeräumten Stränden, die Nicht-Gäste nur umständlich erreichen können. Der direkte Weg an den Strand führt über den Grund und Boden der Hotels, die ihn eifersüchtig bewachen. Das Taman Sari, um nur eins von einem halben Dutzend herauszugreifen, beschäftigt einen Sicherheitsdienst, Security Check genannt, der in einem Steinhaus sitzt und eine Schranke bedient, etwa hundert Meter vom Hoteleingang entfernt. Strandzugang privatisiert. Vor wem sie Angst haben, bleibt mir rätselhaft. Das Matahari Beach Hotel betreibt ein Wurstfabrikant aus München, der den Mehrwert abschöpft, wie den Rahm einer Suppe, deren Rest die Balinesen auslöffeln müssen. Der Rest öffentlichen Strandes ist vermüllt, um den sich niemand kümmert. Hier lässt sich besichtigen, was dem Gast in den Luxushotels erspart bleibt, was die Flüsse aus dem Landesinneren ins Meer spülen, und was das Meer zurück an den Strand spukt. Schwimmer oder Sonnenhungrige habe ich an keinem der Strände gesehen, höchstens den ein oder anderen Taucher, der plötzlich aus dem Meer auftaucht, monströs in voller Montur, ein Ungeheuer aus der Tiefe. Noch ist Nebensaison.
Pemuteran, zwischen Berg und Strand. Ein Ort, an der Bali See, der sich vor nicht so langer Zeit dem internationalen Bali-Tourismus geöffnet hat. Wie es vorher in Pemuteran aussah, kann ich allenfalls vermuten, oder aus verstreuten Bemerkungen rekonstruieren. Viel davon ist nicht geblieben, doch der Ort prosperiert.
Pemuteran und seine gerade noch einmal davon gekommenen, küstennahen Korallenriffe bieten mittlerweile künstlich geschaffene Tauchresorts. Versenkte Tempelgebäude und Schiffe bieten dem Taucher eine exotische Kulisse für seine Tauchgänge, die seine Fantasie inspirieren. Die Korallen profitieren von den neuen Siedlungsgebieten auf Stahlkonstruktionen, die elektrifiziert das Wachstum der Korallen, die durch das Dynamitfischen vergangener Jahrzehnte stark geschädigt wurden, zu neuem und schnelleren Wachstum anzuregen.
Die Nähe zum Taman Nasional Bali Barat, dem Naturschutzgebiet Westbali, mit zahlreichen Wander- und Trekkingzielen, geführten Natur- und Tierbeobachtungen, die Besichtigung der ebenfalls stark gefährdeten Mangroven, soll einen sanfteren, nachhaltigeren Tourismus ermöglichen, von dem man hofft, er vermeidet den Raubbau im Süden der Insel. Was in Südbali Spa und Wellness bewirken soll, wird in Nord- und Zentralbali vom trekking erwartet, ein neues Lehnwort der Bahasa Indonesia.
Trotz der massiven Ballung von Angeboten für die Touristen ist Pemuteran eine Oase der Ruhe , verglichen mit dem Süden der Insel. Ob es so bleibt, fraglich. Der Ort rüstet sich auf zunehmede Besucherzahlen. Vornehmer, luxuriöser als das rustikale Munduk, doch lange nicht so nah an der Natur. Trekking in Munduk bleibt für mich unübertroffen. Pemuteran ist ein Ausgangspunkt für einen aktiven Tourismus geworden, der dazu den Luxus und das gehobene Niveau bietet, das in Munduk noch nicht existiert, während es in Ubud inflationäre Ausmaße angenommen hat. Doch Wanderungen in Munduk sind anspruchsvoll und fordernd, was hoffen lässt. Pemuteran ist beschaulich und friedlich, fast ein Kurort, wo man sich von der hektischen Betriebsamkeit des Südens erholen kann. Aber wie bereits erwähnt: Es ist Regenzeit und Nebensaison.
Pemuteran und seine gerade noch einmal davon gekommenen, küstennahen Korallenriffe bieten mittlerweile künstlich geschaffene Tauchresorts. Versenkte Tempelgebäude und Schiffe bieten dem Taucher eine exotische Kulisse für seine Tauchgänge, die seine Fantasie inspirieren. Die Korallen profitieren von den neuen Siedlungsgebieten auf Stahlkonstruktionen, die elektrifiziert das Wachstum der Korallen, die durch das Dynamitfischen vergangener Jahrzehnte stark geschädigt wurden, zu neuem und schnelleren Wachstum anzuregen.
Die Nähe zum Taman Nasional Bali Barat, dem Naturschutzgebiet Westbali, mit zahlreichen Wander- und Trekkingzielen, geführten Natur- und Tierbeobachtungen, die Besichtigung der ebenfalls stark gefährdeten Mangroven, soll einen sanfteren, nachhaltigeren Tourismus ermöglichen, von dem man hofft, er vermeidet den Raubbau im Süden der Insel. Was in Südbali Spa und Wellness bewirken soll, wird in Nord- und Zentralbali vom trekking erwartet, ein neues Lehnwort der Bahasa Indonesia.
Trotz der massiven Ballung von Angeboten für die Touristen ist Pemuteran eine Oase der Ruhe , verglichen mit dem Süden der Insel. Ob es so bleibt, fraglich. Der Ort rüstet sich auf zunehmede Besucherzahlen. Vornehmer, luxuriöser als das rustikale Munduk, doch lange nicht so nah an der Natur. Trekking in Munduk bleibt für mich unübertroffen. Pemuteran ist ein Ausgangspunkt für einen aktiven Tourismus geworden, der dazu den Luxus und das gehobene Niveau bietet, das in Munduk noch nicht existiert, während es in Ubud inflationäre Ausmaße angenommen hat. Doch Wanderungen in Munduk sind anspruchsvoll und fordernd, was hoffen lässt. Pemuteran ist beschaulich und friedlich, fast ein Kurort, wo man sich von der hektischen Betriebsamkeit des Südens erholen kann. Aber wie bereits erwähnt: Es ist Regenzeit und Nebensaison.
Ritual und Zeremonie gehören in Ubud und Umgebung, im ganzen Süden und Osten Balis zum touristischen Vorurteil wie Bali zu sein hat. Teilweise wirken sie inszeniert um den Erwartungen des Gastes entgegenzukommen, ihm das Bali zu bieten, das er sich wünscht. Gerade die öffentlich gelebte Spiritualität, die Bali den Ruf der 1000 Tempel eingebracht hat, bietet die exotische Kulisse, für die Bali in Europa bekannt ist.
Das öffentliche Leben in Pemuteran unterscheidet sich nicht vom Süden Balis. Überall sind Frauen unterwegs mit Opferkörbchen, die sie morgens und spätnachmittags deponieren. Nichts davon wirkt inszeniert. An jedem Schrein oder Göttersitz opfert jemand oder liegen noch die Reste der Opfer der letzten Tage. Kein Tempel liegt verlassen und verschlafen am Weg wie die exotische Filmkulisse eines Indiana-Jones-Film. Überall treffe ich Gruppen von Betenden, mit Opfergaben und festlich herausgeputzt. Nein, erklärt mir Polizist Nyoman, keine Zeremonie, kein besonderer Feiertag. Die Menschen kommen aus eigenem Antrieb zu Opfer und Gebet in den Tempel. Vor der Pura Jaya Prana in Teluk Terima, der Gedenkstätte eines tragisch ums Leben gekommenen Liebespaars, dessen überliefertes Schicksal an Romeo und Julia erinnert, stehen acht Reisebusse; die nicht sehr große Pura ist überfüllt. Ein festlicher Aufzug, aber eine Zeremonie findet auch hier nicht statt.
Das öffentliche Leben in Pemuteran unterscheidet sich nicht vom Süden Balis. Überall sind Frauen unterwegs mit Opferkörbchen, die sie morgens und spätnachmittags deponieren. Nichts davon wirkt inszeniert. An jedem Schrein oder Göttersitz opfert jemand oder liegen noch die Reste der Opfer der letzten Tage. Kein Tempel liegt verlassen und verschlafen am Weg wie die exotische Filmkulisse eines Indiana-Jones-Film. Überall treffe ich Gruppen von Betenden, mit Opfergaben und festlich herausgeputzt. Nein, erklärt mir Polizist Nyoman, keine Zeremonie, kein besonderer Feiertag. Die Menschen kommen aus eigenem Antrieb zu Opfer und Gebet in den Tempel. Vor der Pura Jaya Prana in Teluk Terima, der Gedenkstätte eines tragisch ums Leben gekommenen Liebespaars, dessen überliefertes Schicksal an Romeo und Julia erinnert, stehen acht Reisebusse; die nicht sehr große Pura ist überfüllt. Ein festlicher Aufzug, aber eine Zeremonie findet auch hier nicht statt.
Der in Munduk und Lovina ehe karge Umgang mit religiösen Verpflichtungen nimmt in Pemuteran völlig andere Ausmaße an. Hängt diese Mannigfaltigkeit des religiösen Lebens mit dem aus Ostjava vordrängenden Islam zusammen, der es erforderlich macht, sich verstärkt auf die eigene religiöse Identität zu besinnen? In Westbali leben prozentual die meisten Muslime, deren Schleier und Kappen im Straßenbild auffallen. Jeden Morgen, noch vor Sonnenaufgang, und bevor die Vögel und Hähne ihr morgendliches Konzert anstimmen, weckt mich der Muezzin mit dem Aufruf zum Gebet. Und kurz darauf kommen Made oder ihre halbwüchsige Tochter und verteilen Banten im Garten und an den Hauseingängen. Verglichen mit den geflüsterten Gebeten, den geräuschlosen Mudras und leise klingelnden Glöckchen des Pedanda, hängt der Ruf des Muezzins mehrmals täglich laut und eindringlich, elektronisch verstärkt, über Pemuteran.
Blick von der Pura Pabean auf die Bali See |
Der Blick von der Pura Pabean über die Bucht von Pemuteran weckt Assoziationen und Bilder der Südsee. Eine Kulisse von grüner Landschaft, Kokospalmen, dem ruhigem, hinter einem Korallenriff flachen Meer und vereinzelten roten Flecken, den Dächern der Hotelbungalows. Die Fantasie ersetzt das Fehlende, das Erwünschte und Ersehnte, und füllt die Leerstellen in der Landschaft mit den gespeicherten Erinnerungen und Imaginationen eines Lebens.
Erste Eindrücke wiederholen sich nie, schreibt Robert Louis Stevenson in sein Südseetagebuch. Die erste Liebe, der erste Sonnenaufgang, die erste Südseeinsel sind einzigartige Erinnerungen, mit jungfräulichem Empfinden aufgenommen. Diese Bemerkung des großen Phantasten der englischen Romantik und modernen, phantastischen Literatur, fällt mir ein, die Pura Pabean im Rücken und die weit ausgebreitete Bucht von Pemuteran vor Augen. Meine trotz allem unverwüstliche Faszination Balis speist sich aus dieser Quelle.
Zurück am Strand spielen Jugendliche immer noch mit dem gelben Ball. Sind sie noch die gleichen Spieler oder wie ich, um ein Weniges verändert? Über den Bergen hängen noch immer Regenwolken. Auch heute hat der Sonnenuntergang keine Chance. Es wird wieder regnen.
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