Montag, 30. Januar 2017

Ein vertrödelter Tag


Ich hoffe, es war in Deutschland einfacher, mein Geld aufzugeben, als für mich, es hier wieder zu bekommen. Seit einer Stunde sitze ich nun in der Bank und warte. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Ich friere. Wenn ich es richtig verstanden habe, hängt das Geld irgendwo im internationalen Bankorbit fest. Es scheint überwiesen zu sein, aber die Bank bekommt es nicht auszahlungsfrei. Alles klingt zuvorkommend und freundlich, aber auch sehr preußisch. Ich habe ganz vergessen, wie genau die indonesischen Behörden alles nehmen. Wiederholt wird alles kontrolliert, kontrolliert, kontrolliert, vom Sachbearbeiter über den Filialleiter bis zuletzt zum Kassierer. Beim letzten Mal – in Timor – hat mich das fast wahnsinnig gemacht.
Während ich warte, läuft die freundliche Sachbearbeiterin geschäftig hin und her. Sie vertröstet mich, erklärt mir was passiert und unternimmt alles Mögliche, um mir die Zeit zu vertreiben. Nachdem sie alles Wissenswerte über mich erfahren hat, muss ich den Platz für den nächsten Kunden räumen. Ich sitze noch fast eine Stunde zwischen den geduldig wartenden Balinesen und lausche auf das Klappern der Automaten, der nach und nach die Reihenfolge der Nummern ausspucken. Auch sie interessiert es, wer ich bin und was ich hier will. Dann werde ich aufgerufen und warte in einem anderen Wartebereich. Dann geht es plötzlich schnell. Alle Unterschriften sind geleistet, alle Marken auf die Formulare geklebt und alle Stempel getrocknet. Wieder muss ich warten, bis mich der Filialleiter persönlich an den Schalter ruft, und mir mein Geld auszahlt. Auch er will hören, wie mein Indonesisch ist. Test bestanden.

In einen kleinen Restaurant gegenüber des Fußballplatzes in Ubud erhole ich mich von dem langweiligen Vormittag. Vis à vis schieben sich auf der berüchtigten Monkey Forest Road die Fahrzeuge im nachmittäglichen Stau langsam vorwärts. Ein Pariwisata-Reisebus nach dem anderen fährt vorbei, dazu die vielen Individualtouristen mit privatem Chauffeur. Nur die Scooter haben es leicht, denn sie schlängeln sich zwischen den stehenden Autos hindurch. Die Autoschlange lässt mich kalt, denn vor mir steht das beste Nasi Campur der Stadt. Ein Reisberg in der Mitte des Tellers, rund herum drapiert, die Beilagen: unterschiedlich zubereiteter Tofu und Tempe, frittierte Maisküchlein, grüne Bohnen mit Sojabohnensprossen und Kokosraspeln vermischt, ein halbes, hart gekochtes Ei in Curry-Sauce, geröstete Erdnüsse und ein Bratling aus pürierten Kartoffeln. Scharfe Zwiebeln, Chili und Tomatenpüree runden das Gericht delikat ab. Echt vegetarisch, was im übrigen Bali selten ist, wo statt Tofu und Tempe kleine Stücke Fleisch von Hühnern und Schweinen auf dem Teller liegen. Eigentlich ist Nasi Campur ein Fleischgericht.


Mein Bali Mountain Bike

Für einen längeren Ausflug ist es zu spät geworden. Mittagszeit. Es ist heiß geworden. Den geplanten Ausflug nach Tegallalang verschiebe ich auf Morgen, den letzten Tag, an dem ich noch ein Fahrrad habe. Ziellos fahre ich durch Ubud und die umliegenden Dörfer. Es macht mir mittlerweile Spaß mit dem wendigen Mountainbike zu fahren. Es kommt nicht wirklich darauf an, wo ich hinfahre. Überall gibt es etwas zu sehen, überall treffe ich auf neugierige Menschen, die immer zu einem Gespräch aufgelegt sind. Ich muss nur darauf warten, irgendetwas ereignet sich immer. Mehr als anwesend und offen zu sein ist nicht notwendig, mehr muss ich nicht tun.

Für die nächsten Tage habe ich einige Wanderungen geplant: Abschied von Ubud und Aufbruch in die Berge; ins Innere der Insel: Oh-oh, hohe Berge, la Montanara, für dass Objektiv! Oh-oh, hohe Berge, denk‘ ich an Trenker, werde ich aktiv! Fräulein Menke, wer sie nicht kennt, sollte sie unbedingt hören.

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