Dienstag, 31. Januar 2017

Barak und Agustinus


Ich fühle mich wohl in dem schwülen Klima, aber ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, morgens feuchte Kleidung anzuziehen. Mit dem Fahrrad unterwegs sein, bedeutet schwitzen und nass sein, und so ist es letztlich egal. Eine kurze Pause in der Sonne, und ich bin wieder trocken. Dann beginnt alles von vorne. Ich habe mir zwei dünne Baumwollhemden gekauft, wie sie die Balinesen tragen, ein weinrotes und ein blaues mit Dschungelmotiv.  Meine eigenen sind mir zu warm geworden. Hemden XXL, die indonesische Übergröße, beide aus synthetischen Garnen gefertigt. Sie trocknen zwar schnell, doch wenn sie erst schweißnass sind, riechen sie schnell unangenehm. Nun bin ich luftiger gekleidet, aber dem Schwitzen scheint das nicht zu imponieren.

Schon vor ein paar Tagen, als ich noch Fußgänger war, hat mir Nyoman ein Museum in Mas empfohlen. Dahin kann ich auch zu Fuß gehen, meint er verschmitzt lächelnd, es ist nicht sehr weit. Ich bin froh, mit dem Fahrrad gekommen zu sein, denn nicht weit, meinte Nyoman wohl relativ.
Ich sitze in dem ausgedehnten, fantastisch grünen tropischen Park auf einer handgearbeiteten, mit kunstvollem Schnitzwerk verzierten Holzbank auf der Terrasse eines der Bungalows des Museums. Es ist noch früh am Nachmittag und hat bisher noch nicht geregnet. Der Himmel ist fast durchgehend blau, sparsam mit Kumuluswolken geschmückt. Das Setiadarma Museum in Mas ist mit dem Fahrrad eine halbe Stunde von Ubud entfernt. In sechs Bungalows werden Puppenspielfiguren, Masken, Wayang-Kulit-Schattenfiguren, Golek-Stabpuppen und Marionetten ausgestellt, die vorwiegend aus Bali und Java stammen, aber auch von anderen indonesischen Inseln. Ein Bungalow ist internationalen Exponaten gewidmet: Südostasien, China, dazwischen japanische Noh-Masken, aber auch Mexiko, Bolivien und Italien sind vertreten. Eine exquisite Sammlung antiker und moderner Masken und Figuren, die hier versammelt und ausgestellt ist. Sogar ein Standpuppe von Barak Obama befindet sich in einem der Häuser, die einer anderen Puppe, dem Direktor des Museums, Agustinus Prayitno, die Hand reicht. Die umfangreiche Sammlung ist in luftigen Häusern vielfältig und spannend präsentiert. Die Zeit vergeht im Flug. Lange habe ich kein Museum mehr besucht, dessen Exponate mich so gefesselt haben. Doch am Schönsten sind die Außenanlagen, in denen die einzelnen Bungalows wie in einem Gehöft arrangiert sind. Zwischen dem Besuch der einzelnen Ausstellungsräume kann ich mich immer wieder in den friedlichen Park zurückziehen, kaum zwei Kilometer von der belebten Hauptstraße von Mas entfernt. Aber nur wenige Besucher scheinen in diese abgeschieden gelegene Perle zu finden, obwohl es auch einen, für die Kauflust des Bali-Touristen ausgestatteten Art Shop gibt.


Exoponate im Setiadarma Museum in Mas

Gegen drei Uhr nachmittags bin zurück im Nyomans Garten. Den Rest des Tages habe ich faul auf der Veranda verbracht. Und morgen, ich weiß noch nicht. Einen Ausflug nach Tegallalang vielleicht, und auf dem Rückweg die weißen Reiher in Petulu besuchen. Mittlerweile bin ich ziemlich touristisch unterwegs, was ich eigentlich nicht vorhatte. Ich habe mich damit abgefunden, dass die Welt nicht stehen bleibt. Mal sehen, wie das Wetter wird. Wie es aussieht, gibt es morgen keinen Regen, zumindest keinen heftigen. Heute war der zweite trockene Tag und es wird heißer. Vorgestern geriet ich auf dem Nachhauseweg in einen tropischen Regenguss, der nichts zu wünschen übrig ließ. Ich hatte keine Chance mich unterzustellen. Zwei Tage hat es gedauert, bis meine Kleidung wieder trocken war, sodass ich gestern morgen mit einer feuchten Hose aufbrechen musste. Das Klima bringt mir immer wieder eine kleine Herausforderung. Dem Schnee und Eis, wie in Deutschland, ziehe ich die Schwüle und Feuchtigkeit hier vor. Die gute Nachricht ist: Das Wetter ist nicht stabil, es ändert sich ständig.

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