Dienstag, 24. Januar 2017

Bali-Hotspots


Ich liege lesend auf dem Bett, als Made, der mich vor ein paar Wochen vom Flughafen abgeholt hat, vor der Terrasse steht und ruft:
„Sudah siap?“ Ob ich fertig bin, will er wissen. 
Seit acht Uhr morgens habe ich gepackt. Ich bin bereit für Munduk. Für elf Uhr sind wir verabredet, aber Made hat heute Zeit und keine weiteren Fahrgäste. Er meint, auf dem Weg nach Munduk werde er mir ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Kein Aufpreis für mich, fügt er verschwörerisch lächelnd hinzu. Bei ihm kommt zuerst der Mensch, dann das Geld, flüstert er mir verschwörerisch zu. Wir leben alle in einer Welt, erklärt er mir, wir sind eins mit ihr und miteinander, und unsere Aufgabe ist es, für Harmonie zu sorgen. Also verabreden wir uns für zehn Uhr. Made wartet vorne bei Nyoman im Pavillon, bis ich fertig bin. Sie sind alte Freunde und mittlerweile auch Geschäftspartner. Es kommt ihm nicht darauf an, Zeit zu sparen. Er wollte mich aus meiner Untätigkeit erlösen, die das Warten mit sich brachte. Meine Geduld ist mit seiner nicht zu vergleichen.
Der Abschied von Nyoman und Ketut nimmt wenig Zeit in Anspruch. Emotional sind beide zurückhaltend, respektvoll freundlich, aber aus der Distanz. Nyomans Frau begleitet mich hinaus, wo Made gerade versucht seinen SUV in der engen Gasse vor dem Gehöft zu wenden. Letzte Worte, vielen Dank für die gute Versorgung während meines Aufenthalts, gute Reise und gutes Bleiben. Wir wissen alle, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir uns wiedersehen. Ein sampai lagi, bis bald, kommt keinem von uns den Lippen. Ich war ein geschätzter Gast in Nyomans Haus, kein Verwandter, kein Freund. Ich bin jemand, der vorbeikommt, kurz bleibt und dann weiterzieht.

Ich habe nicht wirklich verstanden, was Made mir noch zeigen will, was ich noch unbedingt noch sehen muss. Von Bedugul war die Rede. Als wandernder und radfahrender Tourist habe ich mich für die meisten Balinesen ziemlich seltsam benommen. In ihren Augen habe ich kaum etwas von Bali gesehen. Ihnen zu sagen, dass dies mein siebenter Aufenthalt ist, bewirkt nicht viel. Anscheinend haben sie das immer wieder vergessen, Sie verstehen nicht, dass ich die Rolle nicht spielen will, die sie für mich vorgesehen haben. Als Tourist habe ich meine Gastfamilie enttäuscht: Keine geführten Ausflüge, keine Souverniers, kein Sprachunterricht, kein Scooter und auch kein Auto. Nyoman und Made waren mir wohlgesonnen, mein Verhalten konnten sie auch nicht nachvollziehen. Sie haben das für einen Spleen gehalten und milde gelächelt. Touristen machen so etwas nicht, signalisierten ihre Blicke und Gesten; sie mieten sich einen Scooter oder einen der zahllosen Guides mit eigenen SUV – für mich eine koloniale Attitüde, aber auch ein Arbeitsplatz. Ich habe es nicht geschafft, ihrem Klischee zu entsprechen: Touristen haben ein Plan, eine konkrete Absicht. Sie machen Urlaub am Strand, kommen nach Bali um Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, einzukaufen und die exotischen Gerichte zu genießen. Einfach nur hier zu sein, ist nicht genug, zwei Monate lang: Wer macht das schon! Ich wünsche mir, ich habe ihnen zu einem differenzierteren Blick verholfen.
Made arbeitet seit einem Jahr freischaffend, als Chauffeur. Vorher war er Bankkaufmann, aber die Bank, bei der er angestellt war, musste Konkurs anmelden und, fort war er, der Arbeitsplatz. Seitdem geht es ihm viel besser, sagt er, denn nun kann er über seine Zeit frei verfügen, ist nicht mehr in die monotonen Arbeitsabläufe des Büros eingebunden. Wie gut ich ihn verstehen kann!


Made hat beschlossen, dass ich wenigstens heute, wo er als mein Chauffeur es in der Hand hat, ein richtiger Tourist sein soll. Er hat entschieden, mich zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren, die auf dem Weg liegen, die er mir stolz präsentieren will. Eine großzügige Geste.
Eine halbe Stunde später parkt er seinen SUV vor dem königlichen Wassertempel, der Pura Taman Ayun von Mengwi, im Kabupaten Tabanan. Es ist noch nicht sehr spät, als wir dort eintreffen, aber schon parken viele SUV in einer Seitenstraße vor der Pura. Bei einigen Garküchen sitzen die Fahrer rauchend im Schatten und tauschen Neuigkeiten aus, während sie warten. Ich kann gehen, sagt Made, und die Pura besichtigen. Er sucht einen Parkplatz und wartet auf mich. Ich soll mir Zeit lassen, und mir alles in Ruhe ansehen.
Die Pura Taman Ayun ist ein Wassertempel, der von einem breiten, mit brackigem Wasser gefüllten Graben umgeben ist. Die Pavillons und Schreine stehen  innerhalb einer ummauerten, rechteckigen Insel. Über die Brücke, die zum Tempel führt, strömen Touristen mit Kind und Kegel, manche begleitet von ihrem Chauffeur, der nun ihr Führer ist, auf das geschlossene Tempeltor zu, das auf beiden Seiten von Wächtern mit Blüten hinter dem Ohr beschützt wird: eine weiße Blüte hinter dem rechten Ohr, hinter dem linken eine rote. Sehr dekorativ. Den Wächtern, mit ihren abschreckenden Fratzen und ihren Respekt gebietenden, mächtigen Waffen, die böse Geister vertreiben sollen, nimmt dies viel von ihrem Schrecken. Nur einen Schritt weiter, und ich betrete eine andere Welt; jedenfalls atmosphärisch. Die breite Hauptstraße nach Mengwi, der Verkehrslärm, die parkenden Karossen, plötzlich sind sie wie nicht gewesen. Obwohl der Tempel mehr wie ein Museum wirkt, dunsten die Mauern und Schreine Andacht und Ehrfurcht aus. Made hat Recht, den Tempel umgibt etwas Besonderes, zu fühlen, schwerer zu beschreiben. Es scheint, als stünde die Zeit einem Moment still, als befände ich mich in einer Blase, bevor die Wirklichkeit wieder beginnt. Die Pura Goa Gajah hat mich ähnlich beeindruckt. Plötzlich sind all die anderen nicht mehr präsent. Meine Wahrnehmung schrumpft auf diesen einen Augenblick der Betrachtung. Etwas aus der Ferne, sonst nicht Spürbares, erreicht mich. Pura Taman Ayun, der Tempel des schwimmenden Gartens, ist ein Tempelkomplex, der als einer der schönsten der Insel gilt. Behauptet Made. Die Pura wurde 1634 auf einer Flussinsel vom Prinzregenten I Gusti Agung Anon von Mengwi errichtet, und 1750 noch einmal grundlegend renoviert. Die Anlage liegt inmitten eines botanischen Gartens mit zahlreichen blüten- und fruchttragenden Bäumen. Taman Ayun ist der Reichstempel der Rajas von Mengwi, dessen Architektur den hinduistischen Kosmos repräsentiert.
Ich lasse mich von dem Strom der Japaner und Jawaner, sowie einigen wenigen Weißen, mitziehen, die ich plötzlich wieder wahrnehme. Gemeinsam schlendern wir an der schulterhohen Außenmauer der Pura entlang, an der Grenze, die den inneren, sakralen Raum schützt. Viele Japanerinnen halten ihr Smartphone in einem Selfie-Stativ vor ihr Gesicht und filmen ihren Rundgang. Auf ihren Videos, denke ich, werden die Frauen auch mich mit nach Hause nehmen. Im Inneren, unterhalb der Mauer, gibt es einen weiteren, dieses Mal viel schmaleren Wassergraben, sodass der Tempel mit seinen zahlreichen Bales, Schreinen, Merus und Göttersitzen auf einer zweiten Insel innerhalb der größeren Insel der gesamten Anlage liegt. Besonders imposant sind sechs, hintereinander aufgereihte Merus, deren geschichtete Dächer mit schwarzen Fasern gedeckt sind. Die einzelnen Merus besitzen die erforderliche, ungerade Anzahl an Dächern: zwei, drei, fünf, sieben, neun und elf, je nach Bedeutung der Gottheit, der sie gewidmet sind. Die Schreine und Sitze sind so reich mit Steinmetzarbeiten dekoriert, dass es mir schwer fällt, sie zu beschreiben. Florales, Fratzen, stilisierte, geometrische Muster. Der Versuch, Einzelheiten in der überflutenden, filigran-floralen Ornamentik auszumachen, gleicht der Betrachtung eines Wimmelbilds. Einzelne Symbole oder bekannte Details kann ich nur mühsam erkennen. Auch die Funktion der verschiedenen Bales bleibt mir verborgen. Nichts deutet auf die Anwesenheit einer Gottheit, oder wer sich dort während eines Rituals niederlässt, ich weiß es nicht. Der Tempel selbst wirkt verlassen. Inmitten des Gewimmels strahlt er eine majestätische Ruhe aus, während er auf sein nächstes Tempelfest wartet.
Der große, liebevoll gestaltete und gepflegte Park mit seinen großen, alten Bäumen und seiner Pflanzenpracht, an dessen Anfang die Pura steht, ist ein botanischer Garten, ein Ort der Ruhe und Entspannung, auf dessen schattigen Wegen ich stundenlang spazieren könnte. Aber Made wartet auf mich, und ich will sein Angebot nicht über die Maßen ausnutzen. Außerdem bin ich neugierig auf Munduk.

Die Straße steigt mittlerweile stetig an, und die Berge rücken näher. Immer wieder reihen sich die Häuser und Gehöfte der Dörfer kilometerweit auf beiden Seiten der Landstraße entlang auf. Zwischen diesen Ortschaften dehnen sich rechts und links sanft terrassierte Reisfelder aus, von denen die meisten unbewirtschaftet sind. Die Landstraße steigt weiter an, wird zunehmend schmaler und der Asphalt schlechter. Die in Südbali oft kilometerlangen, geraden Straßen verschwinden zunehmend, Kurven nehmen zu. Auf beiden Seiten der Straße öffnen sich spektakuläre Blicke hinab in den Süden Balis. Eine Mittelgebirgslandschaft dominiert meinen Blick. Im Osten und Nordosten erheben sich die Berge, die als Kegel aus der Ebene ragen.
Plötzlich sind wir in Bedugul, am Bratansee, an dessen Ufer die Pura Ulun Danu Bratan schon 1663 in den See gebaut wurde, ein anderer Wassertempel, der Kopf des Sees, denn ulun ist balinesisch und bedeutet Kopf. Schon seit einigen Kilometern weisen große Plakatwände, auf denen der Tempel malerisch inszeniert ist, auf noch einen der besonderen der zahlreichen Tempel Balis hin. Die meisten Balibesucher kennen diesen Tempel wahrscheinlich von einer der Fotografien, die überall in den Touristenorten kursieren. Auch den heimischen Reisebüros ist diese Kulisse nicht fremd, ziert sie doch deren Plakate und Prospekte. Die Lage des Tempels am Seeufer, vor einer beeindruckenden Bergkulisse, hat mich schon vor Jahren angezogen. Ich bin Made dankbar, dass er mir diesen Anblick noch einmal schenkt. Aber die romantisch idealisierenden Fotografien, die den Tempel vom wirklichen Leben isolieren, die alltägliche Wirklichkeit dieses Ortes, trafen mich dann doch wie ein Schock. Ich hätte es besser wissen müssen. Wirkte die Atmosphäre der Pura Taman Ayun eher wie ein Erholungspark, wie ein heiliger Ort, gleicht die Pura Ulun Danu einem Vergnügungspark. Trotzdem, ich bin froh, noch einmal an diesem Ort zu sein. Die sakrale Ausstrahlung des Wassertempels überlagert den touristischen Hype, der sich rund um die Pura austobt auf eine so intensive Weise, dass die Umgebung, in der ich mich befinde, dahinter zusammenschrumpft. Empfindet jeder Besucher so, verschwindet die Masse der anderen in einem unbestimmten Dunst, den scheinbar von nirgendwoher kommende Atmosphären über die Wirklichkeit verströmen. Ich wollte, ich könnte es glauben?


Pura Ulun Danu

Die Pura Ulun Danu Bratan ist der Wassergöttin Dewi Danu sowie Shiva in seiner Funktion als Schöpfer geweiht. Der vier Quadratkilometer große und fünfunddreißig Meter tiefe Bratansee füllt die Caldera eines erloschenen Vulkans in der nordöstlichen Ecke des Kabupaten Tabanan, in der Nähe des Dorfs Bedugul. Die einzelnen Gebäude der insgesamt vier Komplexe der Tempelanlage stehen malerisch arrangiert auf künstlichen Inseln im See, der eintausendzweihundert Meter über dem Meeresspiegel liegt, während sich das Hauptgebäude unmittelbar am Ufer befindet.
Die Pura dient den Opferzeremonien für die balinesische Wasser-, Seen- und Flussgöttin Dewi Danu einer Manifestation Parvatis, der Gattin Shiwas. Das Wasser des Sees gilt als heilig, denn es garantiert die Fruchtbarkeit der Sawahs Südbalis, die sich zu seinen Füßen ausbreiten. Auf den Inseln werden Shiwa, in dem Meru mit den drei Dächern, sowie Dewi Danu und Vishnu verehrt. Der größte Meru, der Meru Pelinggih mit den elf Dächern, gehört der für Bali so wichtigen Reisgöttin Dewi Sri. Wasser ist das Gold, dem Bali seinen Reichtum verdankt. In dem großen Tempelkomplex am Ufer des Sees haben die abstrakteren Gottheiten Brahma und Dewi Purwa ihre Sitze. Der Verehrung der wasserspendenden Dewi Danu kommt in Bali eine besondere Bedeutung zu, da sie die Reisfelder mit lebenspendendem Wasser versorgt. Ihren Wohnsitz hat sie in den Quellen des Danau Bratan, dessen Wasser in Tirtha, geweihtes Wasser, umgewandelt, für viele Zeremonien in Bali unverzichtbar ist. Der Bratansee hat immense Bedeutung für die Bewässerung Süd- und Zentralbalis. Wassertempel werden von jeher von den Subaks unterhalten, Genossenschaften, die das Netzwerk des Bewässerungssystems aufrechterhalten. Daher findet man in Bali Wassertempel an den meisten Seen, Flüssen oder Kanälen.

Wie aus dem Nichts erklingen plötzlich die Gongs und Trommeln eines Gamelans immer lauter zu mir herüber. Unter den Touristen entsteht Unruhe, ein Sog, der von der Quelle der Musik im Schatten eines großen Waringinbaums ausgeht. Am gegenüberliegenden Ende des Tempels bewegt sich eine Prozession gemessenen Schritts auf einen abseits gelegen, kleinen Schrein zu, der im feuchten Uferbereich des Sees steht. An hohen Bambusstangen befestige Wimpel flattern im Wind, der von den Bergen fällt. Weiß gekleidete Männer führen die Prozession an. Ihnen folgen die Priester und Frauen, die hoch aufgetürmte, farbenprächtige Opfergaben auf ihrem Kopf tragen. Auf dem übereinander gestapelten Flechtwerk haben sie Blüten, Früchte und Süßes und Kuchen aus Reis kunstvoll aufgetürmt. Dazwischen Räucherstäbchen, deren Duft sie betörend hinter sich herziehen. Das Gamelanorchester, von jungen Männern gespielt, die Takt, Tempo und Rhythmus mit ihren Schlegel, die auf Holz und Metall treffen, bestimmen, hat sich inzwischen auch auf den Weg zu dem Schrein gemacht, und bildet den Abschluss des feierlichen Aufzugs. Von Weiten beobachte ich wie Scharen von Touristen auf das Geschehen zuströmen, bewaffnet mit Fotoapparaten oder Smartphones. Sie bilden einen Gang, der aus mehreren Reihen besteht, durch sich würdevoll die Prozession bewegt, deren ernste Aufmerksamkeit allein dem Tempel gewidmet ist. Die Ritualteilnehmer selbst sind völlig unbeeindruckt von den Zuschauern, denen sie eine willkommene Aufführung bieten, von der sich zuhause die Authentizität des Dabeigewesenseins ableiten lässt, Anekdoten die Runde machen, mit dem Foto als Beweis. Dass sie nur abseits stehende, vom rituellen Geschehen ausgeschlossene Zuschauer sind, erschließt sich ihnen in ihrer Begeisterung nicht. Wir sind Zaungäste, nicht mehr, für die Balinesen, die nach innen gekehrt zum Schrein schreiten, unsichtbar. Unbeeindruckt von dem Gedränge um sie herum, erreicht die Prozession den abgelegenen Schrein. Das Gelände des Tempels, von wo aus ich zuschaue, hat sich weitgehend geleert. Langsam folge ich dem Aufmarsch der Touristen. Ich setze mich auf die Stufen eines Pavillons in den Schatten und lausche dem Gamelan, während die Prozession weiter hinten am See feierlich ihre Riten beginnt: die Zeremonie einer Subak, inmitten einer zur touristischen Attraktion gewordenen Tempelanlage, an einer Stelle am See, die doch nicht weit genug von dem Jahrmarkttrubel des Haupttempels entfernt ist, um ungestört stattfinden zu können. Die Balinesen stört das nicht weiter. Sie befinden sich psychisch bereits in einer anderen Welt. Die Lage des kleinen Schreins, zwischen flachen Prielen auf feuchtem Boden, hält die Touristen in respektvollem Abstand. Ein Rest von Intimität für die Verehrung der hinduistischen Götter. Niemand wagt sich näher an des rituelle Geschehen am Seeufer heran. Als das Gamelan endet, trägt Wind leises Klingeln an mein Ohr, die Glöckchen der Priester, die murmelnd ihre Gebete zu den Göttern von Berg und See schicken, während sie segnend mit der rechten Hand heiliges Wasser versprühen.

Von Bedugul aus fahren wir weiter auf einem Höhenkamm. Auf der linken Seite fällt der Abhang hinunter in eine weglose Tiefe, bis hinunter zum brachliegendem Land mit vereinzelten Sawahs, die zur Anpflanzung vorbereitet sind. Rechts geht es steil hinab an die beiden Seen, Danau Buyan und Tamblingan. Wir kommen an Aussichtspunkten vorüber, die einen fantastischen Blick hinab auf die Seen und hoch in der Berge bieten. Dort stehen am Rand des Steilhangs kleine, überdachte Pavillons mit niedrigen Tischen, an denen Besucher, die wunderschöne Aussicht vor Augen, einen Imbiss zu sich nehmen können. Doch wir fahren weiter, denn es ist Nachmittag und Made muss noch den ganzen Weg zurück nach Ubud. Die Landschaft und Siedlungsweise unterscheiden sich erheblich von Balis Süden. Hier gibt es nicht mehr die umfriedeten Gehöfte, keine Geistermauern mehr, die den Eingang schützen, keinen Ganesha, Shivas Sohn, der im reichen Ubud der Liebling der Händler und Touristen ist. Bis hierhin ist er noch nicht vorgedrungen, um Wohnung unter den Menschen zu nehmen. Die Wohnweise ist offen, ins Freie orientiert. Mein Blick kann ungehindert in den Wohnbereich schweifen, der sich an die Hänge klammert und nur über unregelmäßige Treppenstufen oder abschüssige Wege erreichbar ist. Es gibt keine gepflasterten Gassen mehr, die von den Hauptstraßen in die Intimität der Gehöfte führen, kein ausgeklügelt miteinander verbundenes Wegenetz, das die benachbarten, quadratischen Gehöfte wie zu einem Schachbrettmuster ordnet. Munduk ist ein Straßendorf, das sich, hangauf und hangab, kilometerweit hinzieht. Die Berglandschaft lässt keine Siedlung zu, die in die Breite geht. Dazu sind die Hänge viel zu steil und die Täler nicht breit genug.

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