Ich erinnere mich daran, es
heißt, Barong sei eine Abkürzung von beruang, Bär. Banasapati Raja,
einer der vier spirituellen Geschwister der Menschen, soll das Vorbild für den
Barong gewesen sein. Trotzdem wird in den Informationen für Touristen immer
wieder von dem löwenähnlichen Charakter des Barongs gesprochen. Wie dem auch
sei: Der Barong ist eine populäre folkloristische Gestalt aus der balinesischen
Kultur. Bei Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen. Wahrscheinlich ist er sehr
alt, ein Fabeltier und vorhinduistisch, denn es gibt ihn auch in anderen
asiatischen Kulturen. Das bedeutet: Er ein kollektiver Archetyp asiatischer
Kulturen. Freunde von Mythen und Sagen wissen natürlich, dass es sich um ein
universelles Symbol handelt. Schillernd und unheimlich verkörpert er je nach
kulturellem Umfeld Gutes oder Böses. Die unterschiedlichen Weltkulturen konnten
sich darin nicht einig werden. Der Barong jedenfalls erinnert mehr an Fufur,
den Glücksdrachen in Michael Ende Unendlicher Geschichte, als an Glaurung,
den Drachen in J.R.R. Tolkiens Novelle Túrin Turambar.
Sonntag, 12. Februar 2017
Freitag, 10. Februar 2017
Aufs Neue
Ich breche um acht Uhr morgens auf, und bin Stunden unterwegs. Eine
Erkundung. Ich halte es drinnen kaum aus. Zu Fuß, zuerst nach Ubud, dann durch
die Reisfelder, die Sawahs, und auf Umwegen zurück nach Pengosekan, wo ich mich
bei Nyoman und seiner Frau Ketut häuslich niederlassen habe. Njoman ist Maler
und Unternehmer. Er malt farbige Bilder in einem naiven balinesischen Stil, der
unerreicht berühmten Vorbildern nacheifert, wie sie in den Museen in Ubud
ausgestellt sind. Nyoman besitzt ein Grundstück am Sungai Wos, in einem Kampong
am Ortsrand von Pengosekan, dass wiederum zu Ubud gehört. Beide sind im
europäischen Rentenalter, ihre Kinder haben eigene Familien und Wohnungen. In
Bali besteht eine Wohnung aus einem Grundstück und mehreren Gebäuden, die wie
Pavillions in einem ausgedehnten Garten liegen. Njomans besitzt ein Grundstück
auf dem steileren Ufer des Wos. Es fällt so stark ab, dass Treppen nötig sind,
um die Terrassen im zu überqueren. Zwei Pavillions, die Balé heißen, stehen
leer, und Nyoman bietet sie auf AIRBNB an. Wir sind zeitgemäß, Nyoman und ich.
Elektronische Kommunikation hat uns unkompliziert zusammengebracht. Trotzdem
ist Nyoman Balinese und Indonesier. Kleidet sich synkretistisch, indonesisch
und westlich. In Tracht habe ich ihn nie gesehen, kann ihn mir auch nicht gut
darin vorstellen. Er ist gewohnt, mit Touristen zu verhandeln und zu verkehren.
Darin ist er selbstbewusst und kompetent. Ein guter Geschäftsmann, der es
seinen Kunden angenehm und leicht machen will. Ketut erlebe ich nur im
Hintergrund. Sie ist die Herrscherin der häuslichen Sphäre, der die ich keinen
Zugang habe. Mein Kontakt zu Nyoman ist öffentlich. Ketut bringt mit täglich
Frühstück in mein Balè - Reis, Früchte und Tee - stellt es mir leise auf den
Tisch auf der Veranda. Oft bemerke ich sie kaum. Ketut, traditionell in Sarong
und Kebaya gekleidet, bringt ihren Gästen die Grundlagen der Bahasa Indonesia
bei. Ich glaube beide sind enttäuscht, dass ich keinen Unterricht nehmen muss,
und keinen ihrer Scooter leihe. Sie verstehen nicht, dass ich zu Fuß gehen
will. Niemand in Bali, der über finanzielle Mittel verfügt, tut das. Auf keinen
Fall Touristen, die die Balinesen reich gemacht haben, sodass nun ihre Autos
und Motorräder die Straßen verstopfen. Südbalis Hauptstraßen versinken in einer
ununterbrochenen Rush Hour.
Donnerstag, 9. Februar 2017
Gar nicht weihnachtlich
Ich bekomme Weihnachtsgrüße und bin selbst
gar nicht weihnachtlich gestimmt. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich
Weihnachten immer zu Hause - wo auch immer - aber nie allein. Bali! In diesem Jahr ist meine Weihnachtsflucht eine ganz besondere. Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl, im Herzen oder im Kopf, wo die Gedanken kreisen, wenn das wirklich einen Unterschied macht. Sobald der geographische oder kulturelle Kontext fehlt, bleiben die Gefühle ohnehin aus. Nichts erreicht mich hier, dass sich irgendwie weihnachtlich angefühlt. Nicht der grüne Baum, kein Schmuck, keine Lieder,
insbesondere nicht die üblichen Emotionen, die sich trotzdem nicht völlig abstellen lassen. Dazu sind sie zu sehr Kindheit. Für mich gibt es dieses Mal die Tropen als Weihnachtsgeschenk: schwül, heiß und immer wieder regnet es. Die Kerzen würden
am Baum schmelzen, und der Baum in Flammen aufgehen, wenn die erste Kerze,
weich in den Knien, zur Seite kippt.
Die Affen gibt es noch
Ich gewöhne mich an die
unvertraute Umgebung, gehe täglich stundenlang herum, und orientiere mich. Das
ist so meine Art. Ich gehe mir meine Welt vertraut. An jedem Ort, bevor ich
emotional ankommen kann, muss ich mich zu Fuß mit ihm anfreunden. Ich muss die
Atmosphären spüren, die den Ort ausmachen, die Geräusche, Gerüche und das
Gesehene zusammenbringen. Vorher fühle ich mich nicht wohl in meiner Haut.
Ich habe den Markt der Früchte
und des Gemüses entdeckt, der früher auf dem Platz des Nachtmarkts stattfand.
Der viele Tinnef, den die Touristen brauchen, hat ihn an den Rand gedrängt. Der
Kunstmarkt, der Pasar Seni in Sukawati, war schon immer so. Jedenfalls
seit ich ihn kenne. Anfang der 1980er habe ich dort eine schwarze
Hanumanskulptur gekauft. Der weiße Affe aus dem Ramayana steht mit einem Fuß
auf dem Kopf eines sich windenden Drachens, aufrecht gestreckt, und die Faust
zum Schlag erhoben. Kunstvoll ist das Fell aus dem Holz herausgearbeitet. Die
bogenförmige Krone, die mich an einen Irokesenschopf erinnert, und der reich
gemusterte Gürtel, den er um die Hüften trägt, sind großartige
Holzschnitzkunst. Ebenholz, flüstert der Verkäufer ehrfürchtig. Schwer genug
ist die Skulptur, sodass ich ihm glaube, und den hohen Preis bezahle. Nach ein
paar Jahren in der Sonne auf meiner Fensterbank, kam unter dem schwarz,
hellbraunes Holz zum Vorschein.
Mittwoch, 8. Februar 2017
In Ubud
Ich trinke Kopi Bali in einem dieser edlen Cafés in der berühmt-berüchtigten Monkey Forest Road, die
in Wirklichkeit anders heißt. Der Kaffee wird nicht mehr im Glas serviert, den
Zucker schon eingerührt, egal wie süß man ihn will, sondern in der Tasse, mit
Unterteller und Zuckerdose; der Zucker, braun oder weiß. Wer mag, bekommt auch
ein Kännchen. Mindestens ist noch ein wenig Satz in der Tasse, aber selbst hier
ist der Kaffee lasch, nur eine schwarz-braune Brühe.
Soweit der Unterschied nach über zwanzig
Jahren. Alles andere will ich nur skizzieren: Starbucks vor der Pura Sukawati,
der Lotusteich, den ein steinerner Teppich halbiert, der Markt, der nun in
einem Gebäude untergebracht ist oder die breiten, vom Verkehr überfüllten
Straßen, die dem Fußgänger keinen Platz mehr lassen. Erst gar nicht zu reden
von den Edelboutiquen, die alle Straßen säumen. Keine Kioske mehr, keine
vollgepackten chinesischen Läden mehr, nur noch wenige Warungs. Den Nachtmarkt
habe ich noch immer nicht gefunden. Ich werde fragen müssen. Im Zentrum gibt es
ihn nicht mehr. Es ist schwer, preiswert und gut zu essen. Ich habe den ersten
einigermaßen authentischen Warung aufgetrieben, indonesische Küche, nicht der
eigenartige westlich-indonesische Mix. Natürlich Nasi Goreng, mit dem
obligatorischen Spiegelei on top.
Dienstag, 7. Februar 2017
Anders als erwartet
Ich sehe den Schmetterlingen zu,
die von Blüte zu Blüte taumeln, und genieße die Wärme, die mich umhüllt; zum ersten Mal wohlig und angenehm. Es ist
sieben Uhr morgens. Kaum bin ich aus dem Haus, verschwindet die Sonne hinter dicht
aufgetürmten Wolkenbergen. Der Himmel ist einheitlich grau, und es beginnt zu
regnen, zuerst nur schüchtern. Eine Stunde später gießt es Strömen. Dann
scheint wieder die Sonne, heiß wie es sein muss, und Kumuluswolken ziehen in
Richtung auf die Berge. Auch der Chor der Zikaden und ihr schwellender Gesang ist
zurück, den Regen kurz zum Schweigen brachte. Der Gedanke, dass auch Zikaden
keinen Regen mögen, belustigt mich. Mein Gecko ist seit gestern ausgezogen. Nicht
alles ist anders geworden, aber vieles mehr, als ich erwartet habe.
Ich gehe zu Fuß nach Peliatan, entlang
einer breiten Landstraße, die erst in Denpasar endet. Von der Landschaft, die
einst die Straße säumte, ist nichts mehr geblieben. Einen Weg durch die Felder
gibt es angeblich nicht mehr. Wieder verdächtige ich die Balinesen. Ich bin mir
sicher, dass sie es nicht ertragen können, wenn ich mich nicht erwartungsgemäß
verhalte.
Montag, 6. Februar 2017
In Sanur
Ich mache mich auf den Weg nach Sanur. Es fängt an zu regnen, obwohl der Himmel eben noch blau war und die Sonne schien. Meine Gastgeberin meint: "Heute wird es nicht regnen!" So geht es mir manches Mal, denn auch Balinesen wissen nicht genau, wie das Wetter wird. Aber viel Regen wird nicht fallen. Über dem Hausdach gegenüber schiebt sich Blaues zwischen die weißen Wattewolken.
Ich fahre mit dem Perama-Bus nach Sanur, ans Meer, um das Geschenk meines Freundes abzuliefern. Eine Fahrt, durch die Kunsthandwerkerdörfer südlich von Ubud und an Denpasar vorbei, wo der Verkehr großstädtisch wird. Eine kurzweilige Fahrt. In Sanur steige ich am entgegengesetzten Ende des Städtchens aus. Bis zum Restoran Piti-Piti muss ich quer durch den Ort gehen. Ich brauche anderthalb Stunden durch Sanur, und was ich sehe, ist genug. Einmal durch den Ort, vom einen Ende zum anderen. Sanur bildet einen interessanten Kontrast zu Ubud. Ich war noch nie in Sanur, und gewinne einen ersten Eindruck. Eine völlig andere Atmosphäre, entspannter, viel weniger Verkehr, auf der Hauptstraße eine Bemolinie, nicht so viel Tinnef, viel weniger Geschäfte, dafür aber viele große Luxushotels. Es ist ruhiger und gelassener in Sanur als in Ubud und Umgebung, wo sich die Autoschlangen tagein, tagaus, durch die Straßen schieben.
Ich fahre mit dem Perama-Bus nach Sanur, ans Meer, um das Geschenk meines Freundes abzuliefern. Eine Fahrt, durch die Kunsthandwerkerdörfer südlich von Ubud und an Denpasar vorbei, wo der Verkehr großstädtisch wird. Eine kurzweilige Fahrt. In Sanur steige ich am entgegengesetzten Ende des Städtchens aus. Bis zum Restoran Piti-Piti muss ich quer durch den Ort gehen. Ich brauche anderthalb Stunden durch Sanur, und was ich sehe, ist genug. Einmal durch den Ort, vom einen Ende zum anderen. Sanur bildet einen interessanten Kontrast zu Ubud. Ich war noch nie in Sanur, und gewinne einen ersten Eindruck. Eine völlig andere Atmosphäre, entspannter, viel weniger Verkehr, auf der Hauptstraße eine Bemolinie, nicht so viel Tinnef, viel weniger Geschäfte, dafür aber viele große Luxushotels. Es ist ruhiger und gelassener in Sanur als in Ubud und Umgebung, wo sich die Autoschlangen tagein, tagaus, durch die Straßen schieben.
Sonntag, 5. Februar 2017
Kein Vergleich
Ich habe den Eindruck, dass es seit Weihnachten in Ubud immer voller wird. Vor allem Australier und Japaner, dazwischen auffällig viele Russen und Chinesen. In Sanur fühlen sich die Härtetypen wohl: dicke, fette Männer, natürlich Aussies, mehr breit als hoch, kurze Hose mit ausgeleiertem T-Shirt, krass tätowiert, in jeder Hand eine Bierdose. Keine Ausnahme, ich habe so viele von ihnen gesehen, dass sie mir aufgefallen sind. Ich muss sie einfach erwähnen, denn sie bilden den Gegensatz all dessen, was Bali für mich ist.
Freitag, 3. Februar 2017
Goa Gajah et.al.
Ich bin seit fünf Stunden mit dem Rad unterwegs. Eine Stunde habe ich bei einer Flasche Teh Botol, gesüßtem Tee in der Flasche, und einem heftigen Tropenregen in einem Warung in Bedulu verbracht. Jetzt bin ich zurück in Ubud, in meinem Stammcafé und trinke . . . na was wohl?
Ich bin schon vor acht aufgebrochen und habe die archäologische Anlage der Goa Gajah fast eine ganze Stunde für mich allein. Welch ein friedlicher Ort! Eine Atmosphäre für Träume, still, das graue Gestein der Skulpturen und Bauten. Das mysteriöse Loch in der Wand, das eine verschlingende Fratze umrahmt. Alles eingebettet in ein mannigfaches Grün. Es fällt mir leicht, alles Urbane, Moderne und Kultivierte wegzudenken, mich der am frühen Morgen noch abgeschiedenen, archaischen Szenerie zu überlassen. Ich verstehe, warum die hinduistischen und später buddhistischen Mönche sich hierhin zurückgezogen haben. Ich sitze in einer ihrer aus dem Fels gehauenen, alterslosen Meditationsnischen und staune über die kaum spürbare Zeit, die seitdem vergangen ist.
Ich bin schon vor acht aufgebrochen und habe die archäologische Anlage der Goa Gajah fast eine ganze Stunde für mich allein. Welch ein friedlicher Ort! Eine Atmosphäre für Träume, still, das graue Gestein der Skulpturen und Bauten. Das mysteriöse Loch in der Wand, das eine verschlingende Fratze umrahmt. Alles eingebettet in ein mannigfaches Grün. Es fällt mir leicht, alles Urbane, Moderne und Kultivierte wegzudenken, mich der am frühen Morgen noch abgeschiedenen, archaischen Szenerie zu überlassen. Ich verstehe, warum die hinduistischen und später buddhistischen Mönche sich hierhin zurückgezogen haben. Ich sitze in einer ihrer aus dem Fels gehauenen, alterslosen Meditationsnischen und staune über die kaum spürbare Zeit, die seitdem vergangen ist.
Auf dem Campuan-Kamm
Ich höre jetzt immer häufiger, dass in Deutschland der Winter eingetroffen ist. Es ist sehr kalt in der fernen Heimat. Minusgrade kann ich mir gerade nur schwer vorstellen: Minus fünf Grad und Sonnenschein in Berlin, zeigt mir jemand auf dem Smartphone. Ich erinnere mich, aber fühlen kann ich es gerade nicht. In Ubud ist es heute besonders drückend, denn es hat seit gestern wieder viel geregnet. Der Himmel hat sein Blau verloren. Es ist einheitlich grau. Meine Kleider sind seit Tagen feucht, nichts trocknet mehr und meine Nase beschwert sich über den muffigen Geruch.
Gestern war ich auf einer langen Wanderung durch Reisfelder und kleine Weiler unterwegs. Doch es gab kein Entkommen. Immer wieder stehe ich auf einer stark befahrenen Straße. Enge Landstraßen, auf denen ständig viel Verkehr herrscht. Kein Randstreifen, auf einen Bürgersteig zu hoffen ist vermessen. Kilometerlange, öde Asphaltbänder, grau wie der Himmel vor einem Wolkenbruch. Die Fahrzeuge rasen so dicht an mir vorbei, dass ich den Fahrtwind auf der Haut spüre. Doch ich erreiche Campuan unversehrt, und stehe dort, wo früher der Hotelpool war, und ich in der Schlucht am Ufer des Sungai Wos gesessen habe. Das Wasser bildete damals eine Bucht, in die die Jungen von einem Felsen sprangen und vergnügt herumtollten. Das Hotel mit dem Pool konnte ich zwischen den vielen neuen Häusern, Souvenirläden, Menschenansammlungen und Autoschlangen, die alles verstopfen und meinen Blick behindern, nicht mehr finden. Er ist nicht mehr da, wo er in meiner Erinnerung hingehört. Anscheinend gibt es den Pool nicht mehr, der noch dazu öffentlich war. Ich schaue von der Brücke hinunter in den um Felsbrocken wirbelnden Fluss. Den Weg hinunter ins Flusstal, an den Zusammenfluss von Sungai Wos und Sungai Cerik, finde ich leicht wieder. Es stimmt mich fröhlich und glücklich zugleich, als ich unten am Ufer auf einem Geröllbrocken sitze, den Kopf voller Erinnerungen, die Brücke, weit über mir, wo unablässig der Verkehr lärmt.
Donnerstag, 2. Februar 2017
Die lieben Nachbarn
Ich sehe Männer auf dem brachliegenden, hinteren Teil des Nachbargrundstücks ins Gespräch vertieft. Schon seit Tagen gehen sie über das Grundstück, begutachten, diskutieren und überlegen. Sie machen auf mich einen ernsten Eindruck, als ob Schwerwiegendes zu entscheiden ist. Endlich verstehe ich: Sie planen die Rodungsarbeiten.
Das Nachbargrundstück grenzt an den Sungai Wos, an den Fluss, dessen Rauschen mir Tag und Nacht in die Ohren liegt, ein nie endendes Rauschen über Steine fließenden Wassers. Was planen Sie? Das nächste Hotel, wie auf den vielen anderen brachliegenden Grundstücken, an denen ich täglich vorbei vorkomme. Während Ubud noch expandiert, entstehen gleichzeitig schon Bauruinen, Betonfundamente mit Gerüsten aus Bambusstangen, halbfertig aufgegeben.
Vorgestern Nachmittag stand eine Gruppe festlich gekleideter Frauen mit Opfergaben, geweihtem Wasser und Gebeten auf der Gasse vor dem Eingangtor ins Gehöft von Nyomans Nachbarn. Der Torbogen wird auf beiden Seiten von zwei dämonischen Wächterfiguren geschützt, deren schreckliches Aussehen alles Böse bannen soll, damit der Haushalt sicher leben kann. Meistens steht noch ein laut kläffender Hund auf der Schwelle, dessen Präsenz auf mich überzeugender wirkt als die grimmig blickenden Wächter. Deren steinerne Schönheit beeindruckt mein ästhetisches Empfinden mehr, als die wütend verzogene Grimasse eines bellenden Hundes, die Fremde erfolgreicher vertreibt. Nicht nur die Frauen, auch die beiden Wächter sind festlich eingekleidet. Als ich vorbeigehe, werden sie gerade mit Weihwasser besprengt.
Dienstag, 31. Januar 2017
Barak und Agustinus
Ich fühle mich wohl in dem schwülen Klima, aber ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, morgens feuchte Kleidung anzuziehen. Mit dem Fahrrad unterwegs sein, bedeutet schwitzen und nass sein, und so ist es letztlich egal. Eine kurze Pause in der Sonne, und ich bin wieder trocken. Dann beginnt alles von vorne.
Ich habe mir zwei dünne Baumwollhemden gekauft, wie sie die Balinesen tragen, ein weinrotes und ein blaues mit Dschungelmotiv. Meine eigenen sind mir zu warm geworden. Hemden XXL, die indonesische Übergröße, beide aus synthetischen Garnen gefertigt. Sie trocknen zwar schnell, doch wenn sie erst schweißnass sind, riechen sie schnell unangenehm. Nun bin ich luftiger gekleidet, aber dem Schwitzen scheint das nicht zu imponieren.
Montag, 30. Januar 2017
Ein vertrödelter Tag
Ich hoffe, es war in Deutschland einfacher, mein Geld aufzugeben, als für mich, es hier wieder zu bekommen. Seit einer Stunde sitze ich nun in der Bank und warte. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Ich friere. Wenn ich es richtig verstanden habe, hängt das Geld irgendwo im internationalen Bankorbit fest. Es scheint überwiesen zu sein, aber die Bank bekommt es nicht auszahlungsfrei. Alles klingt zuvorkommend und freundlich, aber auch sehr preußisch. Ich habe ganz vergessen, wie genau die indonesischen Behörden alles nehmen. Wiederholt wird alles kontrolliert, kontrolliert, kontrolliert, vom Sachbearbeiter über den Filialleiter bis zuletzt zum Kassierer. Beim letzten Mal – in Timor – hat mich das fast wahnsinnig gemacht.
Während ich warte, läuft die freundliche Sachbearbeiterin geschäftig hin und her. Sie vertröstet mich, erklärt mir was passiert und unternimmt alles Mögliche, um mir die Zeit zu vertreiben. Nachdem sie alles Wissenswerte über mich erfahren hat, muss ich den Platz für den nächsten Kunden räumen. Ich sitze noch fast eine Stunde zwischen den geduldig wartenden Balinesen und lausche auf das Klappern der Automaten, der nach und nach die Reihenfolge der Nummern ausspucken. Auch sie interessiert es, wer ich bin und was ich hier will. Dann werde ich aufgerufen und warte in einem anderen Wartebereich. Dann geht es plötzlich schnell. Alle Unterschriften sind geleistet, alle Marken auf die Formulare geklebt und alle Stempel getrocknet. Wieder muss ich warten, bis mich der Filialleiter persönlich an den Schalter ruft, und mir mein Geld auszahlt. Auch er will hören, wie mein Indonesisch ist. Test bestanden.
Sonntag, 29. Januar 2017
Tempel, Reis und Rituale
Ich wollte eigentlich schon gestern nach Tegallalang, doch die Bank hat mich zu lange aufgehalten. Anschließend war ich zu träge, um so spät noch aufzubrechen. Von Tag zu Tag wird es heißer und schwüler, Seit drei Tagen hat es nicht mehr geregnet. Ich weiß nicht mehr, wo ich die ganze Flüssigkeit zum Schwitzen hernehme. Ich bezweifele, dass ich so viel getrunken habe. Als ich am späten Nachmittag mein Fahrrad abgebe, sehen Hemd und Hose aus, als hätte man mich mit Wasser begossen.
Von den terrassierten Reisfeldern in Tegallalang heißt es, sie lohnen einen Besuch. Und das Dorf Petulu, mit der Kolonie der weißen Reiherkolonie, liegt am Weg. An der Kreuzung im Süden Ubuds, dort wo es nach Peliatan geht, nehme ich die ansteigende Straße in Richtung Kintamani. So heiß, wie es bereits morgens ist, fällt es mir schwer, mich für eine Bergfahrt zu begeistern. Schon nach dem Frühstück bin ich nass geschwitzt. Doch ich will nicht abreisen, ohne die viel gerühmten Reisterrassen von Tegallalang wiedergesehen zu haben. Trotz allem habe ich Lust aufs Fahrradfahren. Die Steigungen im Süden, vom Meer aus, sind moderat. Immer wieder werden sie von längeren Etappen ohne Steigung unterbrochen, nördlich von Ubud, in die Berge, fehlen diese Atempausen, in denen das Rad von selbst rollt. Wer sich mit dem Schwitzen abfindet, braucht keine besondere Kondition um nach Mas, zur Goa Gajah oder nach Sukawati zu fahren, nach Tegallalang oder weiter nach Tampaksiring sieht das schon anders aus. Ich habe Ubud kaum hinter mir gelassen, als mir das Hemd schon wieder am Rücken klebt.
Samstag, 28. Januar 2017
Dorf der weißen Reiher
Ich fahre die Straße immer weiter bergab. Das Radeln wird zum Genuss. Ich kühle ab, mein Hemd trocknet, und ich lasse mich durch die Landschaft treiben. Plötzlich biege ich um eine Kurve und bin in Petulu. Bevor ich den ersten Reiher sehe, höre ich ihr Trompeten und Gekreische. Der Geruch von Vogelkot schwängert die Luft über dem Dorf. Ammoniakdünste ziehen mir stechend in die Nase. Vor mir liegt eine lange, geradeaus abwärts führende Dorfstraße durch das Straßendorf Petulu. Auf beiden Seiten der Straße reihen sich traditionelle, ummauerte Gehöfte aneinander, die nur über eine Treppe und durch ein schmales Tor erreichbar sind. Viele von ihnen besitzen noch eine Geistermauer, die die Sicht ins Innere versperrt, und die Geister zwingt, um die Ecke zu gehen, was sie nicht können. Die Bewohner befinden sich in Sicherheit. Die Ränder der Straße säumen verschiedene, große und kleine Bäume. Rund um jeden Baum breitet sich ein halbrunder, vor Vogelkot starrender, weißer Fleck aus. Und während ich die Dorfstraße hinabfahre, klatscht es neben und hinter mir auf den Asphalt.
Freitag, 27. Januar 2017
Im Tal des Sungai Ayung
Ich kann es noch nicht wirklich glauben, aber es hat seit fünf Tagen nicht mehr geregnet. Für Januar, den regenreichsten Monat, nicht schlecht. Noch vor einer Stunde zogen aus Südosten schwarze Regenwolken auf.
„Es wird gleich regnen“, sagten die Männer im Warung, wo ich ausgehungert mein spätes Mittagessen verschlang. Ich habe ihnen geglaubt, und mich schnell auf den Weg nach Pengosekan gemacht.
So kurz vor meiner Abreise nach Munduk wollte ich nicht durchnässt nach Hause kommen, denn wenn erst einmal ein kräftiger Regen fällt, trocknet meine Hose nicht mehr bis Morgen. Ich habe nur die eine. Aber es regnet nicht, die schwarzen Wolken ziehen über mich hinweg. Wieder einmal war eine improvisierte Wettervorhersage falsch. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Das Tal des Sungai Ayung lockt, des Flusses, der die Grenze zwischen den beiden Landkreisen Gianyar, zu dem auch Ubud gehört, und Badung, im Westen, bildet. Zwischen den beiden Territorien verläuft gleichzeitig eine andere, unsichtbare Grenze: der Ubud-Tourismus endet am Sungai Ayung. Die Regionalregierung in Badung hat strengere Auflagen. Man hat dort erkannt, dass hemmungsloser Tourismus schließlich dazu führt, dass keine Touristen mehr kommen. In Badung steht der Schutz von Natur und Kultur über der kapitalistischen, profitorientierten Ausbeutung dessen, was Bali vor kaum hundert Jahren noch war und fast schon nicht mehr ist. Die Wanderung durch das Tal des Ayung stimmt den Schlussakkord meiner drei Wochen in Ubud an. Bis zu jetzt habe ich gezögert, an den Ayung zu gehen, und mich erst beim morgendlichen Cappuccino entschieden. Ich kann mir nicht erklären, was diese emotionale Ambivalenz ausgelöst hat. Es scheint eine Hassliebe zu Ubud entstanden zu sein. Fragmente der alten Faszination lauern noch in allen Ecken. Doch ich bin es leid geworden, schon wieder durch das touristische Ubud zu laufen, bis ich endlich da ankomme, wohin es mich zieht. Ich bin genervt und psychisch und mental erschöpft. Aber es wäre außerordentlich schade gewesen, wäre ich zu Hause geblieben, und nicht durch das Tal des Ayung gewandert.
„Es wird gleich regnen“, sagten die Männer im Warung, wo ich ausgehungert mein spätes Mittagessen verschlang. Ich habe ihnen geglaubt, und mich schnell auf den Weg nach Pengosekan gemacht.
So kurz vor meiner Abreise nach Munduk wollte ich nicht durchnässt nach Hause kommen, denn wenn erst einmal ein kräftiger Regen fällt, trocknet meine Hose nicht mehr bis Morgen. Ich habe nur die eine. Aber es regnet nicht, die schwarzen Wolken ziehen über mich hinweg. Wieder einmal war eine improvisierte Wettervorhersage falsch. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Das Tal des Sungai Ayung lockt, des Flusses, der die Grenze zwischen den beiden Landkreisen Gianyar, zu dem auch Ubud gehört, und Badung, im Westen, bildet. Zwischen den beiden Territorien verläuft gleichzeitig eine andere, unsichtbare Grenze: der Ubud-Tourismus endet am Sungai Ayung. Die Regionalregierung in Badung hat strengere Auflagen. Man hat dort erkannt, dass hemmungsloser Tourismus schließlich dazu führt, dass keine Touristen mehr kommen. In Badung steht der Schutz von Natur und Kultur über der kapitalistischen, profitorientierten Ausbeutung dessen, was Bali vor kaum hundert Jahren noch war und fast schon nicht mehr ist. Die Wanderung durch das Tal des Ayung stimmt den Schlussakkord meiner drei Wochen in Ubud an. Bis zu jetzt habe ich gezögert, an den Ayung zu gehen, und mich erst beim morgendlichen Cappuccino entschieden. Ich kann mir nicht erklären, was diese emotionale Ambivalenz ausgelöst hat. Es scheint eine Hassliebe zu Ubud entstanden zu sein. Fragmente der alten Faszination lauern noch in allen Ecken. Doch ich bin es leid geworden, schon wieder durch das touristische Ubud zu laufen, bis ich endlich da ankomme, wohin es mich zieht. Ich bin genervt und psychisch und mental erschöpft. Aber es wäre außerordentlich schade gewesen, wäre ich zu Hause geblieben, und nicht durch das Tal des Ayung gewandert.
Donnerstag, 26. Januar 2017
Ubud - der letzte Blog
Ich bewege mich inzwischen auf dem schmalen Grad zwischen Tradition und Moderne. In Ubud, und es sieht so aus als betrifft dies den ganzen Süden Balis, ist das Pendel des kulturellen Wandel heftig in Richtung westliche Moderne ausgeschlagen. Die Tradition muss sich bemühen, Schritt zu halten, damit sie nicht mit der älteren Generation ausstirbt. Ich wohne in Pengosekan, drei Kilometer vom Zentrum von Ubud entfernt, wo es noch einigermaßen ruhig ist. Ubud selbst ist zu einem uniformen Zentrum des Tourismus verkommen, wie es sie weltweit gibt, ohne dass sich noch ein Ort vom anderen unterscheidet. Uniform und globalisiert, kulturell nivelliert. Wer aus Europa nach Ubud kommt, kann sich den Weg sparen. Es ist einfacher, schneller und preiswerter nach Mallorca zu fliegen. Der letzte Rest authentischer, balinesischer Kultur, der geblieben ist, findet nicht mehr in der Öffentlichkeit statt. Was zu sehen, zu spüren, zu erleben, zu schmecken, riechen und zu hören ist, ist weiter nichts, als eine aufgehübschte Fassade für den zahlenden Gast.
Dienstag, 24. Januar 2017
Bali-Hotspots
Ich liege lesend auf dem Bett, als Made, der mich vor ein paar Wochen vom Flughafen abgeholt hat, vor der Terrasse steht und ruft:
„Sudah siap?“ Ob ich fertig bin, will er wissen.
Seit acht Uhr morgens habe ich gepackt. Ich bin bereit für Munduk. Für elf Uhr sind wir verabredet, aber Made hat heute Zeit und keine weiteren Fahrgäste. Er meint, auf dem Weg nach Munduk werde er mir ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Kein Aufpreis für mich, fügt er verschwörerisch lächelnd hinzu. Bei ihm kommt zuerst der Mensch, dann das Geld, flüstert er mir verschwörerisch zu. Wir leben alle in einer Welt, erklärt er mir, wir sind eins mit ihr und miteinander, und unsere Aufgabe ist es, für Harmonie zu sorgen. Also verabreden wir uns für zehn Uhr. Made wartet vorne bei Nyoman im Pavillon, bis ich fertig bin. Sie sind alte Freunde und mittlerweile auch Geschäftspartner. Es kommt ihm nicht darauf an, Zeit zu sparen. Er wollte mich aus meiner Untätigkeit erlösen, die das Warten mit sich brachte. Meine Geduld ist mit seiner nicht zu vergleichen.
Der Abschied von Nyoman und Ketut nimmt wenig Zeit in Anspruch. Emotional sind beide zurückhaltend, respektvoll freundlich, aber aus der Distanz. Nyomans Frau begleitet mich hinaus, wo Made gerade versucht seinen SUV in der engen Gasse vor dem Gehöft zu wenden. Letzte Worte, vielen Dank für die gute Versorgung während meines Aufenthalts, gute Reise und gutes Bleiben. Wir wissen alle, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir uns wiedersehen. Ein sampai lagi, bis bald, kommt keinem von uns den Lippen. Ich war ein geschätzter Gast in Nyomans Haus, kein Verwandter, kein Freund. Ich bin jemand, der vorbeikommt, kurz bleibt und dann weiterzieht.
„Sudah siap?“ Ob ich fertig bin, will er wissen.
Seit acht Uhr morgens habe ich gepackt. Ich bin bereit für Munduk. Für elf Uhr sind wir verabredet, aber Made hat heute Zeit und keine weiteren Fahrgäste. Er meint, auf dem Weg nach Munduk werde er mir ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Kein Aufpreis für mich, fügt er verschwörerisch lächelnd hinzu. Bei ihm kommt zuerst der Mensch, dann das Geld, flüstert er mir verschwörerisch zu. Wir leben alle in einer Welt, erklärt er mir, wir sind eins mit ihr und miteinander, und unsere Aufgabe ist es, für Harmonie zu sorgen. Also verabreden wir uns für zehn Uhr. Made wartet vorne bei Nyoman im Pavillon, bis ich fertig bin. Sie sind alte Freunde und mittlerweile auch Geschäftspartner. Es kommt ihm nicht darauf an, Zeit zu sparen. Er wollte mich aus meiner Untätigkeit erlösen, die das Warten mit sich brachte. Meine Geduld ist mit seiner nicht zu vergleichen.
Der Abschied von Nyoman und Ketut nimmt wenig Zeit in Anspruch. Emotional sind beide zurückhaltend, respektvoll freundlich, aber aus der Distanz. Nyomans Frau begleitet mich hinaus, wo Made gerade versucht seinen SUV in der engen Gasse vor dem Gehöft zu wenden. Letzte Worte, vielen Dank für die gute Versorgung während meines Aufenthalts, gute Reise und gutes Bleiben. Wir wissen alle, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir uns wiedersehen. Ein sampai lagi, bis bald, kommt keinem von uns den Lippen. Ich war ein geschätzter Gast in Nyomans Haus, kein Verwandter, kein Freund. Ich bin jemand, der vorbeikommt, kurz bleibt und dann weiterzieht.
Montag, 23. Januar 2017
In Munduk
Ich erwarte im abgelegenen Bergdorf Munduk nicht das Gedränge der Touristen, die beinahe Tag und Nacht durch das mondäne Ubud flanierten. Alles spricht für eine authentischere Landschaft, für Naturkulissen, Berge und lange Wanderungen. Mein neues Domizil, Edy´s Homestay, liegt unterhalb der Hauptstraße, die Buleleng mit Tabanan verbindet, und die Munduk in zwei Hälften zerschneidet; ein paar hundert Meter unterhalb der Nebenstraße nach Gesing, die sich steil den Berg hinab windet. Edy´s ist nur halb belegt. Von den zwei freien Zimmern, weitere werden gerade in Eigenleistung von der Familie gebaut, kann ich mir eines aussuchen. Ein noch sehr neues, dreistöckiges Haus, gerade einmal die zwei Zimmer breit, lehnt wie ein rückwärts geneigter Turm unmittelbar am Hang. Das Homestay ist Teil eines Gebäudeensembles, von denen zwei Häuser von der Familie bewohnt werden: der Großmutter, den Eltern und ihren beiden halbwüchsigen Kindern. Ein kleiner, für balinesische Verhältnisse entspannter Hund gehört mit dazu. Die Kinder toben vergnügt über den Hof, Hühner gackern aufgeregt und lautstark und die Erwachsenen gehen gelassen ihren Arbeiten nach.
Die Landschaft und der Blick auf die Berge sind vielversprechend. Mein Gastgeber reicht mir, kaum dass ich beim Kaffee sitze, eine Liste herüber, auf der verschiedene Trekkingrouten in die Umgebung aufgelistet sind. Und schon ist sie wieder da: meine ungeliebte Rolle und die Erwartungen der Balinesen an einen Touristen. Zumindest ist man in Munduk gerüstet und gut vorbereitet. Anscheinend wird auch hier der erste Ansturm erwartet, der die Wanderer und Trekkingtouristen in die Region bringen soll. Die westlichen Touristen, die Südbali, und besonders Kuta und Ubud mit ihren Way of Life geprägt haben, werden, was sie angerichtet haben, nun langsam müde. Nachdem es sich dort fast wie zuhause leben lässt, steht ihnen der Sinn nach dem nächsten Kitzel.
Die Landschaft und der Blick auf die Berge sind vielversprechend. Mein Gastgeber reicht mir, kaum dass ich beim Kaffee sitze, eine Liste herüber, auf der verschiedene Trekkingrouten in die Umgebung aufgelistet sind. Und schon ist sie wieder da: meine ungeliebte Rolle und die Erwartungen der Balinesen an einen Touristen. Zumindest ist man in Munduk gerüstet und gut vorbereitet. Anscheinend wird auch hier der erste Ansturm erwartet, der die Wanderer und Trekkingtouristen in die Region bringen soll. Die westlichen Touristen, die Südbali, und besonders Kuta und Ubud mit ihren Way of Life geprägt haben, werden, was sie angerichtet haben, nun langsam müde. Nachdem es sich dort fast wie zuhause leben lässt, steht ihnen der Sinn nach dem nächsten Kitzel.
Sonntag, 22. Januar 2017
Im Schatten des Gunung Lesung
Ich sitze auf dem Balkon und frühstücke, und schaue hinüber zum Gunung Batukaru. Dessen Gipfel ist auch heute wolkenverhangen. Seit ich in Munduk bin, wandern am frühen Nachmittag dunkelgraue und schwarze Regenwolken auf die fünf Gipfel zu, die meinen Blick in alle Richtungen begrenzen. Der Batukaru ist mit 2276 Metern der höchste Berg der Region, ein vor unendlich langen Zeiten erloschener Vulkan. Noch immer profitierten die Bauern von dem fruchtbaren Boden, den er hinterlassen hat.
Die Regenzeit in Munduk unterscheidet sich von den berechenbaren Schauern in Pengosekan. In den Bergen regnet es nicht, es schüttet. Täglich mehrmals hintereinander. Dann treibt Wind die Wolken durchs Tal, und hinauf über die Berge. Plötzlich ist alles in undurchsichtiges Grau gehüllt, ein feiner Nebel aus Milliarden winzigen Wassertröpfchen, ein über die Landschaft gesprühter Dunst. Die Sicht beträgt kaum fünfhundert Meter. Dahinter verschwindet alles in den durchziehenden Wolken.
Gestern habe ich den ganzen Tag vertrödelt. Nachmittags sorgte der Regen dafür, dass ich nichts mehr unternehmen wollte. Zimmerarrest!
Gestern habe ich den ganzen Tag vertrödelt. Nachmittags sorgte der Regen dafür, dass ich nichts mehr unternehmen wollte. Zimmerarrest!
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